Osterreichs Niederlage. 203
Friedrich Carl's ein. König Wilhelm durchritt die weite
Walstatt, überall von seinen Soldaten mit begeistertem Zu-
ruf begrüßt; er gerieth einmal in das Granatfeuer einer feind-
lichen Batterie, aus dem ihn, wie er seiner Gemahlin schrieb,
Bismarck ernstlich entfernte. Der Anblick des Schlachtfeldes
bekundete unverkennbar die Niederlage der feindlichen Armce:
die traurige Masse der Todten und Verwundeten, die end-
losen Züge der Gefangenen, die Haufen der weggeworfenen
Waffen und Rüstungsstücke, Alles zeigte das Bild einer jähen,
schreckenvollen Flucht. Ew. Majestät, sagte Moltke zum
Könige, haben nicht bloß die Schlacht, sondern den Feldzug
gewonnen. Die Streitfrage, sagte Bismarck darauf, ist also
entschieden; jetzt gilt es, die alte Freundschaft mit Osterreich
wieder zu gewinnen. Was im Augerblicke zu thun, erschien
übrigens einem großen Theile der einflußreichen Generale
noch sehr zweifelhaft. Die weite Ausdehnung des Schlacht-
feldes machte einen vollständigen und raschen Uberblick un-
möglich. In der langen, peinlichen Spannung des Vor-
mittags hatte sich die Ansicht festgesetzt, die schlesische Armce
sei trotz aller Anstrengung doch zu spät gekommen; freilich
hätten einzelne österreichische Abtheilungen schwer gelitten,
im Ganzen aber habe das Erscheinen der zweiten Armee
nur die Wirkung gehabt, daß Benedek den Kampf abgebrochen
und seine Truppen über die Elbe zurückgeführt habe. Unter
solchen Voraussetzungen konnte es bedenklich erscheinen, ein-
zelne Abtheilungen ihm über den Strom folgen zu lassen,
und so erging um halb sieben Uhr der Befehl, morgen solle
geruht werden, und nur General Herwarth die Verfolgung
gegen Pardubitz fortsetzen. Darin lag selbstverständlich das
Verbot jeder weitern Beunruhigung des Feindes am heutigen