204 König Wilhelm in Böhmen.
Abend. Es gereichte vielen Tausenden der besiegten Armee
zum Heile, welche in maaßloser Bedrängniß und Verwirrung
entweder bei Königgrätz oder bis Pardubitz hinab über die
Elbe zu entkommen suchten, und zum Theil erst gegen Mitter-
nacht über den schirmenden Fluß hinüber gelangten. Die
Möglichkeit, den preußischen Sieg durch rasches Nachsetzen im
Style von Waterloo auszubeuten, und vielleicht bis zu gänz-
licher Zersprengung der Nordarmee zu vervollständigen, wird
sich jetzt nicht mehr bestreiten lassen. Denn ein ansehnlicher
Theil der preußischen Truppen hatte an dem Tage keinen
Schuß gethan, keinen Streich geführt, keinen Verlust erlitten,
das ganze fünfte Corps, sechzehn Bataillone des ersten, die
Reiterdivision Hartmann, die meisten Bataillone der Division
Etzel), ungefähr die Hälfte des dritten Armeecorps, zehn
Bataillone der zweiten Garde-Division, zusammen ungefähr
70000 Mann. Fast alle diese Abtheilungen standen wohl-
geordnet und geschlossen zu weiterer Thätigkeit bereit; sie
waren allerdings seit zwölf, einige seit fünfzehn Stunden in
Bewegung; die große Mehrzahl hatte aber doch nur einen
Marsch von zwei Meilen zurückgelegt; sie hätten, wenn nicht
sofort (wozu Steinmetz bereits eine Vorhut formirte), so doch
jedesfalls mit dem Morgengrauen des 4. Juli die Verfolgung
beginnen können. An diesem Tage hätten sie fünf feindliche
Corps und die Hälfte der Cavallerie in völliger Auflösung,
alle übrigen aber schwer beschädigt und erschüttert angetroffen.
Nach österreichischem Zeugniß hätte es dann keine Rettung
für die Nordarmee mehr gegeben.
Jedoch, sei dem wie es wolle, der erreichte Erfolg war
unvergleichlich. Nach Abzug der vorher genannten Heer-
) Sie hatte am Abend 150 Mann an Todten und Verwundeten.