Napoleon beschließt Bermittlung bei Preußen und Itallen. 215
die erforderlichen Schritte zur Herbeiführung zunächst eines
Waffenstillstandes bei den Königen von Preußen und Italien
gethan.
Die Wirkung dieses Artikels in Paris war ganz die von
dem Kaiser gewünschte, eine starke Aufwallung patriotisches
Stolzes, Flaggenschmuck bei Tage, glänzende Beleuchtung
am Abend. Die Pariser wußten nicht viel von den geheimen
Plänen des 12. Juni, welche Königgrätz zerschmettert hatte:
sie sahen nur, wie ihr Kaiser aufgerufen war, den stürmenden
Wogen Stille zu gebieten, wie er sich erhob, die Geschicke
Europas im Sinne Frankreichs zu regeln; sie meinten, es
wieder einmal vor Augen zu haben, daß die Ordnung Europas
von Frankreichs Entscheidung abhänge. „Wenn Frankreich
befriedigt wird, ist Europa ruhig.“
Das Alles schien denn äußerst erfreulich und erhebend.
Indessen erlebte der hohe Träger dieser stolzen Rolle beim
ersten Schritte, daß er ein vielfach sorgenvolles Amt über-
nommen hatte. Noch am Abend des 4. Juli hatte er auf
den folgenden Tag seinen Staatsminister Rouher und den
Minister des Außern nach St. Cloud zu einer Besprechung
der weiteren Maaßregeln berufen, an welcher die Kaiserin
Eugenie Theil nahm. Telegramme an die beiden Könige,
betreffend Friedensvermittlung und Waffenstillstand, gingen
bereits in der Nacht ab; die Depesche an Victor Emanuel
nahm wie die Moniteur-Note auf den kaiserlichen Brief vom
11. Juni Bezug; in dem Schreiben an König Wilhelm ließ
man das Citat aus einer gewissen Höflichkeit weg; da die
Moniteur-Note es erwähnte, war ja schon dadurch dem preußi-
schen Hauptquartier die Tendenz der Vermittlung bekannt.
Drouyn de Lhuys war durchaus der Meinung, trotz König-