Zwiespalt im französischen Ministertum. 217
Bündniß zu brechen, dessen Abschluß Er selbst ihm ange-
rathen hat? Wie, wenn der König dann diese Rathschläge
der Offentlichkeit Europas übergäbe?“ Drouyn de Lhuys,
seiner Sache gewiß, entgegnete keine Sylbe; auch Napoleon
trat auf Lavalette's Erörterung nicht ein, sondern entfernte
sich mit Drouyn und seiner Gemahlin in ein Nebenzimmer.
Nach geraumer Zeit erschienen sie wieder, und Napoleon er-
klärte dem Marquis, in Folge gründlicher Erwägung glaube
er doch, bei den Anträgen Drouyn's beharren zu sollen.
Lavalette antwortete darauf mit der Bitte, dem Kaiser eine
Interpellation vorlegen zu dürfen, und stellte dann so scharf
und bestimmt wie möglich die Frage: haben Ew. Maojestät
die Mittel, eine Politik durchführen zu können, welche unfehl-
bar einen verderblichen Krieg mit Preußen und Italien ent-
zünden muß? Und dann führte er aus, daß die franzö-
sische Armee zu einem solchen Kriege nicht gerüstet sei, daß
es in jeder Beziehung am Nöthigen fehle, daß die Soldaten
bei aller Tapferkeit einen tiefen Eindruck von der nieder-
schmetternden Gewalt der Zündnadel erhalten hätten. Nach
einigem peinlichen Hin= und Herreden gab Napoleon zu, daß
zu einem großen Kriege die Armee in diesem Augenblicke noch
nicht bereit sei. Sofort drang dann Lavalette auf Drouyn
de Lhuys mit der Frage ein, wie er es verantworten könne,
ohne Sicherheit über die Mittel, eine so gefährliche Politik
anzurathen; als dieser in seinem Schweigen beharrte, schloß
der Kaiser ohne eine bestimmte Außerung die Sitzung).
) Dies ist Lavalette's Erzählung des Herganges, wiederholt bel
Rothan, affaire du Luxembourg, p. 43; sie erscheint mir plausibler
als die Darstellung in Maupas' Memoiren, wonach Rouher es ge-
wesen, der mit jenen Argumenten Drouyn de Lhuys bekämpft hütte.
Keine der mir bekannten sonstigen Versionen geht auf die Aussage