Vorsichtige Antwort Preußens. 221
war: Annexion von Schleswig-Holstein, deutsche Bundes-
reform unter preußischer Leitung, oder, wie er es jetzt aus-
drückte, Suprematie über ganz Deutschland. Dazu denn als
einzige Folge der beispiellosen Triumphe: Ersatz der Kriegs-
kosten; Abdication der feindlichen Souveräne von Hannover,
Kurhessen, Meiningen, Nassau, zu Gunsten ihrer Thronfolger;
Abtretung etwa eines böhmischen Grenzstrichs, Ostfrieslands,
der Erbansprüche auf Braunschweig. Kein Gedanke an weitere
Eroberüungen, an Beseitigung eines deutschen Fürstenhauses.
Zum Schlusse nur die Frage: oder, abschlagen??
Bismarck theilte die Ansicht seines Monarchen, daß die
Vermittlung nicht abzulehnen sei, so heiß auch in ihm der
Zorn über die fremde Einmischung kochte, die nach so vielen
Zusicherungen wohlwollender Neutralität plötzlich dem Sieger
in den Arm fiel.
Waffenstillstand hatte schon Tags zuvor General Gablenz
bei dem Könige nachgesucht, da der Feldzug ja entschieden,
und die österreichische Armee nicht mehr widerstandsfähig sei.
Es war ihm erwidert worden, daß man ganz bereit wäre,
auf politischer Grundlage einen definitiven Frieden zu unter-
handeln, daß aber ein Stillstand der Operationen den preußi-
schen Hecren nicht zugemuthet werden dürfte. Es wurde jetzt
beschlossen, dem französischen Kaiser noch an demselben Tage
telegraphisch folgende Antwort des Königs zuzusenden:
Sire, guidé par la conflance qdue M’inspirent l'as-
fection mutuelle et la sclidarité d’intéeréts importants
de nos deux pays, i accepte la proposition que V. N.
’afaite, et je suis prét à m’entendre avec Elle sur
les moyens d8s rétablir la paix. Hier déja le général de
Gablenz m’'a demandé un armistice en vue de négo-