Drouyn de Lhuys agitirt gegen Preußen. 233
einen Seite am .8. der gelassene Einmarsch der Italiener in
das französische Venetien, zu beißendem Spotte der Pariser,
und dann noch empfindlicher auf der andern an jedem Tage
eine weitere Etappe des preußischen Siegesmarsches gegen
Wien, zu wachsender Wuth der französischen Generale, Prä-
laten und Finanzmänner. Diese Stimmungen vor Augen,
steigerte Fürst Metternich seinen Ton; er bat nicht mehr, er
forderte die Erfüllung des Vertrags vom 12. Juni; er er-
innerte an die Bedingungen, welche derselbe für die Aus-
lieferung Venetiens an die Italiener gesetzt habe, und drängte
mit Drouyn de Lhuys auf die Absendung französischer Streit-
kräfte, um die neue französische Provinz vor dem Einbruche
der modernen Banditen zu schützen. Er fand warme Unter-
stützung bei der Kaiserin Eugenie, welche stets die österreichische
Seite gehalten hatte; sie weinte Thränen des Mitleids über
das Unglück des mißhandelten Osterreich, und schilderte dem
Gemahl die Gefahren, womit ein unter Preußen geeinigtes
Deutschland Frankreich bedrohe, so daß jedes französische
Herz sich von der Dynastie abwenden würde, wenn der
Kaiser nicht energisch dem preußischen Hochmuth in den Weg
trete. Als am 9. Juli noch immer keine Nachricht aus dem
preußischen Hauptquartier kam, wohl aber neue Kunde von
Cialdini's Vormarsch in Venetien eintraf, steigerte sich diese
Agitation, wie sehr auch Lavalette, Rouher und Prinz Napo-
leon alle Kräfte zu ihrer Bekämpfung aufboten. Drouyn
de Lhuys kam auf seine Anträge vom 5. zurück: Aufstellung
eines Armeecorps an der Ostgrenze, Berufung der Kammern,
Absendung der Flotte nach Venedig. Wieder vertrat er die
Überzeugung, daß diese Demonstrationen auf der Stelle
Preußen und Italien einschüchtern würden, und geschähe dies