238 Französische Bermitklung.
bestätigte diese Mittheilung, bat um mäßige Forderungen-
und empfahl insbesondere die Bildung eines unabhängigen,
aber zum deutschen Bunde gehörigen Staates am linken
Rheinufer. So vorbereitet, fuhr Goltz in die Tuilerien.
Wir lassen ihn selbst erzählen ?.
„Den Kaiser fand ich erschüttert, ja fast gebrochen. Er
sagte mir, wir müßten eine äußerst wichtige Unterreduug mit
einander haben. Es könne zu nichts führen, sich in Re-
criminationen zu ergehen. Die Kaiserin habe ihm Mittheilung
von unserem Gespräche gemacht; es möge in meinen Worten
manches Wahre sein. Es sei möglich, daß er, ohne die Folgen
zu erwägen, sich günstig über unsere Bundesreform ge-
äußert. Dann sei die Aufregung im Lande über unsere un-
geheuern Erfolge gekommen. Man habe ihm die Thorheit
einer Politik vorgeworfen, welche einer jetzt schon so gewal-
tigen Macht die Mittel zur Errichtung eines deutschen Reiches
an der französischen Grenze geben wollte. In dieser Lage
habe sich ihm die längst gewünschte Gelegenheit geboten,
Italien das venetianische Land zu geben. Er habe sich die
Folgen, die Schwierigkeiten nicht gehörig überlegt. Er habe,
er gestehe es, einen großen Fehler begangen, vergrößert durch
die wider seinen Willen der Sache gegebene Offentlichkeit.
Wenn Preußen und Italien jetzt auf ihrem Widerstande be-
harrten, so sei er vor seinem Lande einer tiefen Demüthigung
ausgesetzt. Er könne dadurch zu einer Politik getrieben
werden, welche allen seinen Neigungen und den seit Jahren
beharrlich verfolgten Ansichten widerspräche. In irgend einer
Weise, schleunigst, müsse er aus dieser unhaltbaren Lage
) Bericht vom 11. Juli, hier in der Form etwas abgekürzt.