240 Französische Vermittlung.
Hin- und Herverhandeln nicht gestatte. Wir wollten die Neu-
gestaltung mit ihm discutiren, und wünschten, uns mit ihm
in Übereinstimmung zu erhalten, nicht bloß wegen der momen-
tanen Vortheile, sondern auch im Hinblick auf die Zukunft,
behufs Herstellung dauernder Freundschaft zwischen zwei
Mächten, deren Interessen so wenig im Widerstreit mit ein-
ander ständen, daß die Stärke der einen für die andere nur
erwünscht sein könnte. In jedem Falle würden wir seine
Bedenken, prüfen und möglichst beachten, und uns auch den
Vorschlägen nicht verschließen, die er etwa behufs Herstellung
des Gleichgewichts im Interesse Frankreichs machen könnte.“
„Durch diese Andeutung wollte ich im Sinne der Rath-
schläge des Prinzen Napoleon eine Kußerung des Kaisers
über etwaige Compensationswünsche hervorlocken. Napoleon
ging aber unmittelbar nicht darauf ein. Erst später bemerkte
er, daß er nichts verlange. Man spreche ihm von einem
Winkel bei Landau; diese 50000 Einwohner seien aber nicht
der Rede werth.“ (Goltz bemerkte dann, wie sich durch ein
etwas complicirtes Tauschverfahren diese Abtretung ermöglichen
lasse.) „Napoleon legte keinen Werth darauf. Er sagte mit
einer gewissen Resignation, es sei am Ende besser, auf alle
Vortheile für Frankreich zu verzichten.“
Am Abend besuchte Prinz Napoleon den Gesandten noch
einmal, und erzählte ihm, der Kaiser sei von dem Gespräche
befriedigt; Goltz habe ihm allerdings sehr wenig, im Grunde
gar nichts angeboten, aber ihm eine durchaus gute Gesinnung
gezeigt. Der Prinz kam wieder auf den Wunsch zurück, daß
zur Beschwichtigung der französischen Gemüther Süddeutsch-
land selbständiger constituirt werde, als das im preußischen
Reform-Entwurfe geschehen war. Zugleich sprach er seine