Golz's Bericht. 241
Freude aus, daß der Kaiser Venetien den Italienern in der
Form eines Beschlusses des venetianischen Volkes und ohne
einen Vorbehalt zu Gunsten des Papstes überlassen wollte,
und versicherte zugleich, daß Italien trotz aller Versuchungen
gewissenhaft am preußischen Bunde festhalte.
„Ew. Execellenz sehen, schloß Goltz seinen Bericht, in
welchen Schwankungen sich Kaiser Napoleon befindet. Er
scheint in der That, den streitenden Einwirkungen nachgebend,
den Compaß völlig verloren zu haben. Für den Augenblick
ist er uns gewonnen. Er kann aber in jedem folgenden
Augenblick umschlagen, wenn wir ihm die Stellung zu sehr
erschweren. Seine Entschlüsse sind nicht danach zu berechnen,
ob sie verständig sind. Er kann auch, wie am 4. Juli,
unverständige Entschließungen fassen. Es widerstrebt ihm
entschieden, gegen uns und Italien aufzutreten. Andrerseits
ist hier die öffentliche Meinung zwar nicht gerade gegen
Preußen, wohl aber gegen eine Aufsaugung Deutschlands
durch diese Macht eingenommen. Lieber sähe man hier An-
nexionen innerhalb gewisser Grenzen. Mir scheint unbedingt
nöthig, auf dem Ausschluß Osterreichs aus dem Bunde zu
bestehen; in allem Ubrigen können wir höchst versöhnlich sein;
es ergibt sich später von selbst. Erleichtern wir es dem
Kaiser, aus seiner peinlichen Lage heraus zu kommen, so
wird er uns ewig dankbar sein. Wenn nicht, so können wir
unversehens im Kriege mit Frankreich stehen, denn plötzliche
Schwenkungen entsprechen seiner jetzigen Stimmung, und in
der That kann er nicht länger in seiner jetzigen schiefen
Lage bleiben.“
Goltz hatte immerhin Grund, diese Bemerkungen mit
einem hewissen Selbstgefühl nieder * schreiben, da seine
v. Syhel, Begründung d. deutschen Relches.