252 Friedensvorschläge.
kunft discutirt werden, sich nicht verwirklichen, Frankreich aber
eine drohende Haltung gegen uns annehmen, so würden wir
die Entwicklung der letztern abwarten, dann aber auch auf
der vollen Grundlage der Reichsverfassung von 1849 die
nationale Erhebung Deutschlands bewirken, und jedes Mittel
ohne Rücksicht auf irgend einen Parteistandpunkt zur Kräfrigung
des Widerstandes der Nation anwenden. Bisher aber habe
ich die Überzeugung, daß die Befürchtungen des Berliner
Publicums in dieser Richtung unbegründet sind, und daß
wir, wenn es mir gelingt, die diesseitigen Forderungen auf
das verständige und für uns ausreichende Maaß herabzu-
stimmen, uns mit dem Kaiser Napoleon werden einigen
können.“ 5
Um für die bevorstehende Unterhandlung der vorher
bezeichneten Annexionen eine feste materielle Grundlage zu
geben, veranlaßte Bismarck noch an demselben Tage eine
Depesche an General Falckenstein, die Länder nördlich des
Mains so weit wie irgend möglich zu besetzen. Am 10. Juli
telegraphirte er aus Hohenmauth erläuternd an Goltz:
„Stellen Sie die Alternative zwischen Annexion und Reform
nicht in der Art auf, daß Zwischenstufen mit Annexion
einiger gegnerischer Länder ausgeschlossen wären, und halten
Sie daran fest, daß jede volle Annexion, die ohne Abtretung
preußisches Gebiets erlangt werden kann, besser ist, als die
halbe auf dem Reformwege.“
Mit diesen Eröffnungen tritt der Krieg in eine neue
Phase. Wir haben es gesehen: Preußen hat ihn begonnen
zum Zwecke der Bundesreform, zur Behauptung Schleswig-
Holsteins, ohne einen Gedanken an weitere Annexionen.
Napoleon ist es gewesen, welcher durch seinen Widerspruch