254 Friedensvorschläge.
Bayern ja den Heerbefehl im deutschen Süden zubillige:
und dazu paßte dann sehr gut der vorher erwähnte Erlaß
an Falckenstein, welcher dessen Thätigkeit von Bayern hinweg
gegen andere Widersacher richtete. Aber auch an den Haupt-
gegner, an Österreich, dachte Bismarck in gleichem Sinne.
Es ging nicht an, amtliche Vorschläge nach Wien hinüber zu
senden; so ließ er in Petersburg, wo man über Napoleon's
einseitiges Vorgehen fortdauernd gereizt war, die Mittheilung
machen, wie viel vortheilhafter als die französische Vermitt-
lung eine directe Verständigung mit Preußen für Osterreich
sein, wie gerne dann König Wilhelm die günstigsten Bedin-
gungen genehmigen würde. Er glaubte, annehmen zu dürfen,
daß die russische Regierung diesen Wink bereitwillig nach
Wien weiter geben würde.
Wohl hatte er daneben die französische Vermittlung „im
Princip“ angenommen, aber nach seinen Vorbehalten wurde
dies Verhältniß ein bindendes für ihn erst dann, wenn er
sich mit Napoleon über die aufzustellenden Friedensbedingungen
unter Italiens Zustimmung verständigt hatte: bis dahin hatte
er freie Hand, auch auf jedem andern Wege nach einem er-
folgreichen Abkommen zu suchen. Seit der Moniteur-Note
vom 5. Juli hielt er sich überhaupt von jeder Verpflichtung
gegen den unzuverlässigen Vermittler entbunden.
Während nun der Feldjäger mit den Aufträgen Bis-
marck's nach Paris eilte, stieg die Verlegenheit und Unruhe
Napoleon's mit jeder Stunde. Kaum hatte er jene große
Unterredung mit Goltz gehabt, so ließ er am 12. Juli den
Prinzen Reuß zu sich laden, ob derselbe noch nichts Weiteres
über die preußischen Forderungen wisse, ob und in welcher
Weise man zum Waffenstillstand bereit sei. Er sei auf