Goltz verhandelt mit Napoleon über die Depesche vom 9. Juli. 255
glühenden Kohlen; die Stimmung verschlechtere sich täglich;
er müsse in den Stand gesetzt werden, dem Lande zu sagen,
daß die preußischen Bedingungen mit den Interessen Frank-
reichs sich vereinigen ließen. Der Hauptpunkt sei, daß in
der neuen Bundeseinrichtung Süddeutschland, wenn auch
nur scheinbar, vom Norden getrennt bleibe. Dies würde
seine Stellung entlasten, und es ihm möglich machen, sich
Preußens Friedensartikel anzueignen.
So eilte Goltz, nachdem er am Abend die Depeschen des
Feldjägers empfangen, guter Hoffnungen voll, am 13. Juli
zu Napoleon, noch dazu erfrischt durch die Kunde, daß der
Kaiser so eben Herrn Drouyn de Lhuys schriftlich aufgefordert
hatte, zu erklären, ob er Seine Politik auszuführen Willens
sei; sonst müsse Se. Majestät sich mit Bedauern von ihm
trennen. Der Minister hatte sich nach seiner uns bekannten
Weise beeilt, nicht seine Entlassung zu nehmen, sondern un-
bedingten Gehorsam zu versprechen. Unter diesen Umständen
fand sich Goltz nicht bemüßigt, ihn von seinen Eröffnungen
an den Kaiser vorher in Kenntniß zu setzen.
Napoleon empfing den Grafen freundlich, aber in heißer
Ungeduld. „Sagt mir aufrichtig, rief er, wollt Ihr Zeit
gewinnen, um Wien zu nehmen? alle Welt bestürmt mich,
gegen Euch einzuschreiten, weil ich als Vermittler bei Euerem
steten Vorgehen eine lächerliche Rolle spiele.“ Goltz erinnerte
an die Unmöglichkeit, bei den weiten Entfernungen zwischen
Paris und den Hauptquartieren die Unterhandlung rascher
zu fördern, als geschehe, und machte dann Mittheilung von
dem Inhalt seiner Instruction. Napoleon erklärte sogleich,
daß er gegen den Norddeutschen Bund nichts einzuwenden
habe, und daß ihm auch die Form, ob Annexion oder nur