Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Goltz verhandelt mit Napoleon über die Depesche vom 9. Juli. 255 
glühenden Kohlen; die Stimmung verschlechtere sich täglich; 
er müsse in den Stand gesetzt werden, dem Lande zu sagen, 
daß die preußischen Bedingungen mit den Interessen Frank- 
reichs sich vereinigen ließen. Der Hauptpunkt sei, daß in 
der neuen Bundeseinrichtung Süddeutschland, wenn auch 
nur scheinbar, vom Norden getrennt bleibe. Dies würde 
seine Stellung entlasten, und es ihm möglich machen, sich 
Preußens Friedensartikel anzueignen. 
So eilte Goltz, nachdem er am Abend die Depeschen des 
Feldjägers empfangen, guter Hoffnungen voll, am 13. Juli 
zu Napoleon, noch dazu erfrischt durch die Kunde, daß der 
Kaiser so eben Herrn Drouyn de Lhuys schriftlich aufgefordert 
hatte, zu erklären, ob er Seine Politik auszuführen Willens 
sei; sonst müsse Se. Majestät sich mit Bedauern von ihm 
trennen. Der Minister hatte sich nach seiner uns bekannten 
Weise beeilt, nicht seine Entlassung zu nehmen, sondern un- 
bedingten Gehorsam zu versprechen. Unter diesen Umständen 
fand sich Goltz nicht bemüßigt, ihn von seinen Eröffnungen 
an den Kaiser vorher in Kenntniß zu setzen. 
Napoleon empfing den Grafen freundlich, aber in heißer 
Ungeduld. „Sagt mir aufrichtig, rief er, wollt Ihr Zeit 
gewinnen, um Wien zu nehmen? alle Welt bestürmt mich, 
gegen Euch einzuschreiten, weil ich als Vermittler bei Euerem 
steten Vorgehen eine lächerliche Rolle spiele.“ Goltz erinnerte 
an die Unmöglichkeit, bei den weiten Entfernungen zwischen 
Paris und den Hauptquartieren die Unterhandlung rascher 
zu fördern, als geschehe, und machte dann Mittheilung von 
dem Inhalt seiner Instruction. Napoleon erklärte sogleich, 
daß er gegen den Norddeutschen Bund nichts einzuwenden 
habe, und daß ihm auch die Form, ob Annexion oder nur
	        
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