256 Friedensvorschläge.
militärische Unterordnung, sei es aller, sei es einzelner nord-
deutscher Staaten, gleichgültig sei, sofern nur Preußen das
Königreich Sachsen aus seinem Systeme herauslassen und
auf die Verbindung mit Süddeutschland verweisen wollte.
Den letzteren Gedanken wies Goltz als unausführbar zurück,
und fragte, ob Napoleon diesen Vorschlag mache, behufs Ver-
stärkung des süddeutschen Systems gegenüber dem mächtigeren
Norden, oder aus Wohlwollen gegen das sächsische Königs-
haus. Der Kaiser erwiderte, die sächsische Dynastie sei ihm
völlig gleichgültig; er wünsche nur, das Gleichgewicht einiger
Maaßen herzustellen. Goltz bemerkte, hierauf könne dann
vermittelst anderer Formen hingewirkt werden, worauf Napo-
leon hervorhob, er lege besondern Werth auf das Recht Süd-
deutschlands, als einer selbständigen Staatengruppe, Bünd-
nisse zu schließen und Kriege zu führen: dazu nöthige ihn
die öffentliche Meinung in Frankreich, welche durch die Be-
sorgniß vor der Gründung eines neuen deutschen Reiches
unter preußischer Hoheit besonders beunruhigt sei. Goltz
sprach hienach die Hoffnung aus, daß Napoleon's Absichten
mit dem preußischen Programm nicht in Widerspruch ständen.
Nur müßte mit Tact jede Redeweise vermieden werden,
welche einen ausdrücklichen Verzicht auf die Idee der deut-
schen Einheit enthielte: denn, wenn es nicht zum Frieden
käme, so könnte Preußen genöthigt werden, an diese Idee zu
appelliren und die Ausführung der Reichsverfassung von 1849
auf seine Fahne zu schreiben.
Ubrigens wünschen wir, sagte Goltz, jede Störung des
europäischen Gleichgewichts zum Nachtheile Frankreichs, zu
vermeiden. Eintretendes Falls würden wir also entweder
unsere Forderungen ermäßigen oder Frankreichs Gegenforde-