Einverständniß. 257
rungen erwarten und discutiren. Napoleon aber trat mit
keinem Compensations-Begehren hervor, sondern warf nur die
Frage auf, ob Preußen nicht dem Könige von Sachsen die
Rheinprovinz geben könnte — was dann Goltz, im Hinblick
auf die Stimmung des Volkes, für unmöglich erklärte.
Hienach schenkte der Kaiser den Partial-Annexionen, von
welchen Goltz als möglichen Auskunftsmitteln redete, geringe
Aufmerksamkeit, und erklärte die etwaige Thronentsagung der
preußenfeindlichen Souveräne für eine ihm durchaus gleich-
gültige Sache. Um so bestimmter begehrte er die Integrität
Osterreichs mit Ausnahme Venetiens, wodurch kleine Grenz-
berichtigungen nicht verboten seien.
Somit sei, schloß Goltz, die Möglichkeit eines Einver-
ständnisses festgestellt. Napoleon entgegnete: wenn dann
König Wilhelm zum Waffenstillstand bereit sei und sich die
besprochenen Friedensgrundlagen aneigne, so werde er, Napo-
leon, die letztern nach Wien mit dem Bemerken Übersenden,
daß im Falle der Ablehnung seine Vermittlung erloschen sei,
und er Österreich seinem Schicksal überlasse. Es würde
übrigens gut sein, sagte er zu Goltz, die Friedensgrundlagen
in wenigen Zeilen zu Papier zu bringen. Goltz bot ihm
an, dies zu versuchen; der Kaiser war damit einverstanden.
Sehr zufrieden mit dem Verlaufe dieses Gespräches, fuhr
Goltz zu einer Zusammenkunft mit dem Prinzen Napoleon,
Rouher und Nigra. Rouher erzählte ihm, wie nahe man
vor drei Tagen dem Kriege gewesen, wie Drouyn de Lhuys
und Genossen auch jetzt noch in diesem Sinne zu wühlen
fortführen: wir stehen, sagte er, auf einem Vulcan; Alles
hängt davon ab, daß es rasch zum Waffenstillstand kommt,
ehe Sie in Wien einziehen, was der Kaiser nicht ertragen
v. Övbel, Begrünbung b. brurschen Neiche. V.