Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

260 Friedensvorschläge. 
Annexionen. Schlug er diese große Einverleibung (Sachsen, 
Hannover, Kurhessen, Nassau) vor, so besorgte er, daß Napo- 
leon sie entweder ablehnen oder mit Gegenforderungen beant- 
worten würde. Wenn er aber eine Anzahl kleinerer Land- 
striche erwähnte, so fürchtete er, vielleicht die wirklichen 
Wünsche seiner Regierung nicht zu treffen, oder hinter den- 
selben zurück zu bleiben. So beschloß er, in dem Actenstücke 
die Annexionen völlig zu übergehen, im Vertrauen auf 
Napoleon's Außerung, daß ihm die innere Gestaltung des 
Norddeutschen Bundes gleichgültig sei, und legte dem Kaiser 
am 14. Juli folgende Sätze vor: 
„Osterreich erkennt die Auflösung des alten deutschen 
Bundes an, und widersetzt sich nicht einer neuen Organisation 
Deutschlands, an der es keinen Theil nimmt. 
Preußen bildet eine Union Norddeutschlands, welche alle 
Staaten nördlich der Mainlinie umfaßt; es wird den Befehl 
über die Truppen derselben erhalten. 
Die deutschen Staaten südlich vom Main haben die 
Freiheit, unter sich eine süddeutsche Union zu schließen, die 
eine internationale, unabhängige Stellung genießt. Die 
zwischen der nördlichen und der südlichen Union zu erhalten- 
den nationalen Bande werden durch freies, gemeinsames Ein- 
verständniß geregelt. 
Die Elbherzogthümer werden mit Preußen vereinigt, 
außer den Bezirken Nordschleswigs, deren Einwohner in 
freier Abstimmung die Rückabtretung an Dänemark wünschen 
würden. 
Osterreich und dessen Verbündete ersetzen Preußen die 
Kriegskosten.“ . 
Napoleon erklärte sich überall befriedigt, namentlich durch
	        
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