272 Die Friedenspräliminarien.
versammelt sein konnten, so daß dann die Donau durch
ungefähr 120000 Mann geschützt war, so konnte doch um
dieselbe Zeit der Gegner in gleicher Zahl den Strom erreichen,
und es blieb die sorgenschwere Frage, ob weiterhin Benedek
oder der preußische Kronprinz früher vor Wien anlangen
würde. Geradezu trostlos aber war die innere Lage. Für
die Finanzen hatte Graf Larisch keine andere Hülfe, als ein
Anlehen bei der Bank von 60 Millionen Papiergulden. Der
hohe Klerus, dem das Concordat die freie Verwaltung der
colossalen Kirchengüter zugewandt, hatte auf das Ersuchen
des Ministers um eine größere Anleihe erwidert, daß zu
seinem tiefen Kummer das Concordat jede Veräußerung von
Kirchengut verbiete, und sich begnügt, seiner Vaterlandsliebe
durch ein Almosen von 200000 Gulden für die Pflege der
Verwundeten Ausdruck zu geben. Ungarn blieb unerbittlich
auf dem alten Standpunkt: Forderung seiner Verfassungs-
gesetze und eines verantwortlichen Ministeriums, vor der
Gewährung aber keine Leistung zum Kampf gegen Preußen.
Deak beklagte, daß Ungarn zur Zeit todt sei, und nur durch
kaiserliche Bestätigung der Verfassung wieder zum Leben er-
weckt werden könnte. In den Üübrigen Kronlanden bot die
Regierung den Landsturm auf; Tirol stellte dann einige
Tausend Mann, sonst aber waren nur heftige Verwahrungen
der Bevölkerung die Folge. Die Hauptstadt Wien bildete
zwar ein Freiwilligencorps, in welchem die in der Stadt zu-
sammengeströmten Vagabunden unter militärische Disciplin
gestellt wurden, und richtete zum Schutze der Sicherheit und
des Eigenthums eine Bürgerwehr von 20000 Hausbesitzern
und Beamten ein, sandte aber, um keinen Zweifel über ihre
Meinung zu lassen, ihren Bürgermeister zum Kaiser, mit der