Bismarck versucht eine directe Verständigung. 275
handlungen anbahnen zu helfen. „Die Bereitwilligkeit, hat
Giskra später öffentlich erzählt:), den Frieden zu schließen,
und zwar in Brünn den Frieden zu schließen, wurde aus-
drücklich vom Grafen Bismarck betont, und zwar auf Grund
folgender wesentlicher Bestimmungen, daß mit Ausschluß
Venetiens der Länderbestand Osterreichs integer bleibe, daß
keinerlei Kriegsentschädigung gezahlt werde, daß in Deutsch-
land der Main die Grenze für die preußischen Bestrebungen
zu bilden habe, daß Süddeutschland freie Hand behalten,
und Osterreich nach eignem Ermessen sich mit demselben in
Verbindung setzen möge; Alles dies jedoch unter der einen
Bedingung, daß jede Intervention oder Mediation von Frank-
reich beim Frieden ausgeschlossen bleibe.“ Giskra war völlig
einverstanden, und da ihm seine durch die preußische Occu-
pation verdoppelten Amtsgeschäfte die Reise nicht verstatteten,
beauftragte er unter Bismarck's Zustimmung den Baron
Herring, Präsidenten des Brünner Handelsgerichtes, mit der
Mission, welcher dann sofort nach Wien hinüber eilte. Bis-
marck's Hoffnung auf einen günstigen Erfolg wuchs, als am
17. Juli ein Telegramm des Grafen Goltz die Meldung
brachte, daß Pfordten zwar eine Separatverhandlung über
die preußische Bundesreform ablehne, daß aber Osterreich
eine unmittelbare Verhandlung mit Preußen beabsichtige,
Pfordten davon in Kenntniß gesetzt habe, und dieser deshalb
nach Wien abreise. 6
Indessen kam an demselben 17. Juli ein weiteres Tele-
gramm des Grafen Goltz mit der von ihm mit Napoleon
am 14. festgestellten Friedensbasis in Bismarck's Hände.
Hier wurde allerdings der Ausschluß Osterreichs aus dem
) In der Sitzung der Delegationen, 30. Januar 1#71.