276 Die Friedenspräliminarien.
deutschen Bunde anerkannt, aber zu großem Befremden war
von den preußischer Seits begehrten Annexionen trotz des
Erlasses vom 9. Juli wieder keine Rede. Der König war
äußerst unwillig. Was in Napoleon's Programm aus-
gesprochen war, hatte durchaus seinen Beifall, er befahl, es
en bloc anzunehmen. Aber daß das Beste darin fehlte,
regte seinen ganzen Unmuth auf. Seitdem er nach Bis-
marck's Vorschlag auf die Hegemonie über das ganze Deutsch-
land verzichtet, hatten sich seine Wünsche auf preußischen
Landerwerb erweitert, wenn auch noch nicht im Einzelnen
festgestellt. Die große Zahl der besiegten Widersacher bot
eine reiche Auswahl wünschenswerther Abtretungen. Bisher
hatte er nicht an völlige Entsetzung eines deutschen Fürsten-
hauses gedacht: aber der Hauptgegner, Osterreich, könnte
einige Stücke Böhmens, der eigentliche Schürer des Krieges,
Sachsen, die Kreise Leipzig und Bautzen hergeben; von
Bayern dürfte man die althohenzollern'schen Lande, Ansbach
und Bayreuth, von Hannover Ostfriesland und die der-
einstige Thronfolge in Braunschweig fordern; Hessen hätte
abzutreten, was zur Verbindung der beiden Hälften des
preußischen Staates nöthig wäre; auch kam er gerne auf
die Abdankung der feindlichen Souveräne zu Gunsten ihrer
Thronfolger zurück. Bismarck bemerkte, diese Erben würden
ebenso feindselig wie ihre Vorgänger, Ansbach und Bayreuth
aber unzuverlässige Provinzen sein, da Preußen sie bei ihrer
Entlegenheit nicht immer würde schützen können; er mahnte
überhaupt, Europa gegenüber den Bogen nicht zu stark zu
spannen. Aber er hatte damit einen schweren Stand, vor
Allem bei der militärischen Umgebung des Königs, welche in
ihrem Siegesstolze kein Maaß mehr kannte, und noch weiter