Antwort auf das französische Friedensprogramm. 277
als der König selbst ihre Anforderungen steigerte. Bei Bis-
marck's nervöser Überreizung war es oft zu heftigen Scenen
gekommen; eine große Wohlthat für ihn war es, daß der
Kronprinz in seiner ruhigen Weise ihm mehrmals ausgleichend
zur Seite stand.
Damals nun, am 17. Juli, galt es, dem französischen
Programm gegenüber die Frage der Annexionen offen zu
halten. Unter königlicher Genehmigung telegraphirte Bismarck
dem Grafen Goltz:
„Als Friedensbasis ist der Inhalt Ihres Telegramms
vom 14. nicht ausreichend. Die schon früher erwähnten
Annexionen sind eine Nothwendigkeit geworden, wenn das
preußische Volk befriedigt werden soll. In dem Programme
fehlt jede Andeutung eines solchen Erwerbs. Wenn Napo-
leon uns für diesen seine Unterstützung bei den Friedens-
verhandlungen zusagt, können wir im Vertrauen auf ihn das
Programm vom 14. dem Waffenstillstand zu Grunde
legen, und in Florenz die Annahme des letztern empfehlen,
sobald Osterreich jenes politische Programm annimmt, und
die nothwendigen militärischen Voraussetzungen erfüllt werden.
Hiezu wollen wir fünf Tage Zeit lassen, und also, von dem
Momente an, wo uns Frankreichs Einverständniß mit Vor-
stehendem bekannt wird, uns unter Bedingung der Reciprocität
fünf Tage lang jeder Feindseligkeit enthalten. Dies militärisch
nachtheilige Opfer von fünf Tagen bringen wir nur, um
Napoleon gefällig zu sein.“
In einer zweiten Depesche sprach sich Bismarck näher
über die Annexionen aus. „Frankreichs Bedürfniß ist, daß in
dem neu zu stiftenden Bunde Süddeutschland von der Herr-
schaft, welche Preußen in Norddeutschland erstrebt, frei bleibe.