278 Die Friedensprällminarien.
Dies zuzusichern, sind wir bereit; wir können das Verhältniß
zu Süddeutschland ganz lösen, oder das alte, erfahrungsmäßig
haltlose Bundesverhältniß mit Süddeutschland ohne Osterreich
herstellen. Die Hauptsache für uns ist im gegenwärtigen
Augenblick die Annexion von drei bis vier Mil-
lionen norddeutscher Einwohner. Das Übrige findet
sich auf dem Wege des Parlaments, und ist Überhaupt mehr
innere deutsche Angelegenheit, bezüglich deren wir aber Frank-
reich eine bindende Zusicherung unserer Enthaltsamkeit in
Betreff Süddeutschlands geben können.“
Endlich machte Bismarck dem Botschafter noch eine ver-
trauliche Mittheilung, von der er sich einen trefflichen Ein-
druck auf Napoleon's Stimmung versprechen durfte: er sei
nach Lage der Dinge in Paris mit Moltke einig, nicht nach
Wien zu gehen, und hoffe dafür auf Genehmigung des
Königs; ein Vordringen bis an die Donau unter Be-
drohung Wiens würde allerdings unerläßlich sein, um dort
die durch Hoffnung auf französische Hülfe gekräftigte Neigung
zu weitern Kämpfen zu überwinden.
Mit nicht geringer Spannung wartete man nun, während
die Truppen ununterbrochen im Zuge gegen Süden blieben,
auf die diplomatische Entscheidung. Sie kam, wie begreiflich,
zuerst aus Wien.
Dort hatte Benedetti alle Mittel der berreung auf-
geboten, um die österreichische Regierung zur Annahme des
napolconischen Programms und überhaupt zur Friedenspolitik
zu bestimmen. Wir sahen, wie viele Gründe den kaiserlichen
Hof zu dieser Richtung hindrängten. Daß der Austritt aus
dem deutschen Bunde nicht, wie die Forderung einer Land-
abtretung, ein absolutes Hinderniß bilde, hatte Mensdorff