Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Hsierreich nimmt Napoleon's Programm an. 279 
schon in jener Außerung vom 12. Juli erkennen lassen: die 
Sympathie für die deutschen Mittelstaaten war durch deren 
kriegerische Leistungen tief unter den Gefrierpunkt gesunken. 
Mochte dann Preußen seinen Nordbund nach Belieben ein- 
richten; dagegen ließ der Verlauf des Feldzugs keinen Wider- 
spruch mehr aufkommen. Hieran knüpfte darauf Benedetti 
die Erwähnung der von Preußen beabsichtigten Annexionen. 
Am 18. Juli traten die Minister Mensdorff und Esterhazy 
zu einer letzten Conferenz mit Benedetti und Gramont zu- 
sammen. Über Napoleon's Programm bestand keine Ver- 
schiedenheit der Meinungen mehr; hinsichlich der preußischen 
Annexionen wollte Mensdorff noch keine bindende Kußerung 
thun, jedoch ließ seine Erörterung den Botschaftern keinen 
Zweifel, daß das Wiener Cabinet den preußischen Wünschen 
zustimmen würde, unter der einen Bedingung, daß die Selb- 
ständigkeit und das Gebiet des Königreichs Sachsen unver- 
sehrt bleibe, des einzigen Staates, welcher treu und wirksam 
an Osterreichs Seite ausgehalten habe. Hienach beschloß 
Benedetti, des Erfolges gewiß, nach Nikolsburg, wohin so 
eben das preußische Hauptquartier verlegt worden war, am 19. 
zurückzukehren; Gramont würde ihm die amtliche Erklärung 
Osterreichs, sobald sie erfolgt wäre, nachsenden. 
Neben dieser französischen Unterhandlung war gleichzeitig 
auch Baron Herring thätig gewesen. Was er zu bieten hatte, 
ging erheblich über Napoleon's Vorschläge vom 14. Juli zu 
Osterreichs Gunsten hinaus: außer dem Wegfall der Zahlung 
der Kriegskosten erschien die Möglichkeit, durch Einvernehmen 
mit den Südstaaten eine starke Position in Deutschland neben 
dem erstarkten Preußen zurück zu gewinnen. Es war, mit 
einem Worte, die Aufforderung, nach ehrlichem Kampfe die
	        
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