280 Die Friedenspräliminarien.
alte Freundschaft wieder herzustellen, jetzt, wo durch die
Sprengung des Bundestags die Quelle alles Haders ge-
schlossen war. In der That wurde im ersten Augenblick
Herring's Sendung, wie Giskra berichtet, „hohes Orts sehr
gnädig, sehr befriedigt und angenehm überrascht über das
unerwartete Anerbieten, sogar mit Enthusiasmus über diese
unerwartete Wendung ausgenommen.“ Hätte man nach diesem
frischen Eindruck frisch gehandelt, so wäre höchst wahrschein-
lich der Friede in 24 Stunden zum Abschluß gelangt. Für
Napoleon wäre der Schlag entsetzlich gewesen, doch hätte er
nach all seinen Schwankungen und Unzuverlässigkeiten vom
8. April, 12. Juni, 5. und 11. Juli kaum einen Grund zur
Beschwerde gehabt. Das wahre Interesse Frankreichs aber
hätte wahrlich nicht gelitten, wenn schon 1866 die österreichisch-
preußische Allianz zum Abschluß gelangt, und damit der
Krieg von 1870 verhindert worden wäre. Allein es sollte
anders kommen, um Deutschlands Zukunft durch schwere
Opfer zu reineren Resultaten zu führen. Jener ersten frohen
Aufwallung in der Brust des Kaisers folgten die Erwägungen
vorsichtiger Staatskunst und argwöhnisches Preußenhasses.
Graf Moritz Esterhazy, welcher damals starken Einfluß auf
die auswärtigen Angelegenheiten übte, hatte von Anfang an
den Baron Herring sehr kühl empfangen; man darf vielleicht
annehmen, daß er dem Herzog von Gramont von dem
Zwischenfall Kenntniß gegeben hat. Jedesfalls zeigt sich
Gramont, der natürlich nach Amt und Neigung ein scharfer
Gegner der von Herring überbrachten Anträge sein mußte,
in seinem Buche von dem Inhalt derselben vollständig unter-
richtet, und bemerkt dann: wäre Osterreich in die Falle ge-
gangen, so hätte Bismarck seinen Zweck erreicht, es gründlich