Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Die directe Unterhandlung scheitert. 281 
mit Frankreich in Zwiespalt zu bringen, es dann eine Weile 
in täuschender Verhandlung hinzuhalten, und schließlich, etwa. 
unter dem Vorwande mangelnder Zustimmung SItaliens, abzu- 
brechen, und von Nord und Süd „den Stoß in's Herz“ der ver- 
einzelten Monarchie zu führen. Für uns bedarf es nicht erst der 
Bemerkung, daß diese Insinuation ebenso grundlos wie tückisch 
war; immer aber konnte man sich in Wien doch nicht zu 
vollem Vertrauen entschließen, und nachdem Herring fast 
dreißig Stunden auf Antwort gewartet hatte, erhielt er end- 
lich von Esterhazy den ausweichenden Bescheid: wenn Preußen 
eine formelle Einladung zu Friedensverhandlungen an Oster- 
reich erlassen wolle, so sei dieses bereit, einen Bevollmächtigten 
zu senden; nicht aber auf die vorliegende, mehr private Auf- 
sorderung, indem man sich nicht der Gefahr aussetzen wolle 
und könne, daß ein solcher Abgesandter im preußischen Haupt- 
quartier zurückgewiesen würde. Herring fuhr darauf am 
19. Juli zwei Paar Pferde zu Tode, um noch rechtzeitig 
in Nikolsburg einzutreffen. Aber als er dann bei Bismarck 
eintrat, empfing ihn dieser mit den Worten: Sie sind um 
eine Stunde zu spät gekommen; eine Stunde früher würden 
die Verhandlungen einen andern Gang genommen haben; 
wir können jetzt die Intervention Frankreichs nicht mehr ab- 
lehnen, weil dieselbe schon zugestanden worden ist. Benedetti 
war dem Brünner Präsidenten zuvor gekommen. 
Nachdem am 20. Juli Gramont die amtliche Annahme 
Osterreichs gemeldet hatte, übermachte Bismarck dem Herzog 
am 21. den Vorschlag, die Waffenruhe 12 Uhr Mittags 
am 22. beginnen zu lassen, weil die Nachricht davon an die 
Führer der einzelnen Heertheile nicht wohl früher gelangen 
könnte. Als Erzherzog Albrecht sein Einverständniß erklärt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.