288 Die Friedenspräliminarien.
ein. Die Frage wurde weiterer Erwägung vorbehalten, und
man ging zu dem fünften Artikel über, den preußischen An-
nexionen in Norddeutschland. Hier war denn mehr als eine
Schwierigkeit zu überwinden: zu ihrer Erläuterung holen
wir zunächst die seit dem 17. Juli mit Frankreich gepflogenen
Unterhandlungen nach. "
Schon an diesem Tage, dem 17., hatte Goltz ausführ-
liche Gespräche sowohl mit Napoleon als mit Drouyn de Lhuys
über die preußischen Wünsche, so weit er sie aus Bismarck's
Erlaß vom 9. kannte, gepflogen. Der Minister äußerte
dabei Bedenken; durch so große Annexionen, nach welchen
das übermächtige Preußen nur mit einigen Kleinstaaten den
Nordbund bilden würde, verlöre dieser ganz und gar den
föderativen Charakter. Dagegen erklärte der Kaiser, das
Alles seien für ihn gleichgültige Einzelheiten der innern
deutschen Organisation; sein Programm vom 14. schließe
solche Annexionen nicht aus. Er wiederholte diese Sätze am
sfolgenden Tage, als Goltz ihm die Absicht der preußischen
Führer mittheilte, auf den Einzug in Wien zu verzichten,
indem er zugleich sein volles Vertrauen auf Preußens Ge-
sinnung und sein Wohlwollen für Preußens Interessen aus-
sprach.
Am 19. Juli legte der Botschafter dem Kaiser und dem
Minister die Telegramme Bismarck's vom 17. vor, worin
dieser die Forderung der Annexion von drei bis vier Millionen
als preußische Bedingung für Waffenstillstand und Frieden
aufstellte. Beide Staatsmänner zeigten sich sehr befriedigt
durch das damit verbundene Anerbieten der fünftägigen
Waffenruhe, und erhoben keine Einwendung gegen die be-
antragte Annexion; Napoleon bezeichnete die Ausdehnung