290 Die Friedenspräliminarien.
Nach Empfang dieser Depesche redigirte Goltz einen ent-
sprechenden Zusatz zu dem Programm des 14. Juli, und
legte denselben am 22. dem Kaiser Napoleon zur Prüfung
und Genehmigung vor. Nachdem er darin, entsprechend den
früheren Außerungen Napoleon's, die Organisation Nord-
deutschlands als eine innere, das europäische Gleichgewicht
nicht berührende Frage bezeichnet, sodann aber Preußens
Berechtigung zu Separatverhandlungen und zu Territorial=
vergrößerungen erwähnt hatte, schloß er mit dem Satze, der
Kaiser werde hienach bei den Friedensverhandlungen der
Annexion von vier Millionen Norddeutscher nicht nur nicht
widersprechen, sondern sie als billig anerkennen und empfehlen.
Napoleon erklärte sich vollkommen einverstanden, fand jedoch,
man könne Ssterreich nicht wohl zumuthen, seine Verbündeten
von vorne herein auf Separatverhandlungen zu verweisen,
und schlug dem Grafen also vor, die ersten Sätze wegzu-
lassen, und ganz einfach seine Bereitwilligkeit zur Unterstützung
der Annexion von vier Millionen auszusprechen. Nur möge,
setzte er hinzu, das Königreich Sachsen nicht beseitigt werden.
Goltz erwiderte, dies liege auch nicht in der Absicht des
Königs, wohl aber die Annexion des Leipziger und des
Bautzener Kreises. Dagegen habe ich nichts, sagte Napoleon.
Die Annexion von Hannover und Kurhessen erkannte er aus-
drücklich als zweckmäßig an, ja er wollte Preußen noch einen
großen Thüringer Landstrich gönnen, welchen er dem Grafen
auf der Karte zeigte. Wir würden, bemerkte Goltz, dies bei
der loyalen Haltung der dortigen Staaten nicht begehren.
Aber, sagte der Kaiser, das darmstädtische Oberhessen wollt
ihr doch annectiren; dafür solltet ihr dem Großherzog Rhein-
bayern geben. Goltz lehnte eine Außerung hierüber wegen