294 Die Frledenspräliminarien.
Franz Joseph hatte gelangen lassen, unerschütterlich fest in
seiner Seele; er wünschte also im Friedensschlusse die Gefühle
des besiegten Gegners möglichst zu schonen. Dann sah er,
wie wir wissen, mit steter Sorge einer Anmeldung der fran-
zösischen Compensations-Gelüste entgegen: Alles lag ihm
daran, vorher mit Osterreich auf's Reine zu kommen. Und
eben am Morgen des 24. Juli trat ein neuer Antrieb in
gleicher Richtung hinzu: ein kurzes Telegramm des Grafen
Redern aus Petersburg, daß Kaiser Alexander den Zusammen-
tritt eines Congresses der Großmächte dringend wünsche, da
die schwebenden Fragen ganz Europa interessirten und nicht
ohne Europas Zustimmung erledigt werden könnten. Wenn
dieser Wunsch einen amtlichen Ausdruck vor der Unterzeich-
nung der Präliminarien erhielt, so waren alle bisherigen
Ergebnisse wieder in Frage gestellt, und Preußens Schicksal
den unabsehbaren Wechselfällen einer europäischen Verhand-
lung ausgesetzt. Es galt also, den letzten freien Augenblick
mit raschem Entschlusse festzuhalten. Nach allen mündlichen
Erörterungen der letzten Wochen hielt es Bismarck für an-
gemessen, in einem die ganze Lage überblickenden Acten-
stücke seine Auffassung derselben dem Könige vorzulegen. Er
schrieb:
„Ew. Königliche Mojestät bitte ich ehrfurchtsvoll, mir
allergnädigst zu gestatten, in Betreff der Verhandlungen mit
Osterreich über eine Basis für den Frieden Folgendes aller-
unterthänigst vorzutragen.
„Es scheint mir von der größten Wichtigkeit, daß der
gegenwärtige günstige Augenblick nicht versäumt werde. Durch
die von Ew. K. Majestät ausgesprochene Annahme en bloc
der Vorschläge Sr. M. des Kaisers der Franzosen ist die