300 Die Friedenspräliminarien.
Der auf Bayern bezügliche Artikel wurde gestrichen.
Im Laufe des Tags war Freiherr von der Pfordten, von
Wien herüber eilend, selbst in Nikolsburg angekommen, hatte
aber bei Bismarck eine wenig freundliche Aufnahme gefunden.
Nach dem letzten Pariser Telegrammwechsel hatte Bismarck
in den Berliner Zeitungen die Ansicht entwickeln lassen, daß
Bayern es vorziehe, mit Tschechen und Croaten im Bunde
gegen Preußen zu kämpfen, anstatt gemeinsam mit Preußen
die fremde Einmischung von Deutschland fern zu halten.
Jetzt empfing er den Minister, der unangemeldet und ohne
preußischen Paß durch die Vorposten gedrungen war, mit
den Worten: Wissen Sie, daß ich Sie als Kriegsgefangenen
verhaften lassen könnte? und machte ihn dann mit den Be-
dingungen bekannt, unter welchen Bayern die Aufnahme in
den Friedensvertrag frei stände. Pfordten, im höchsten Grade
erschüttert und erzürnt, beeilte sich, den österreichischen
Freunden sein Leid zu klagen, fand aber dort nur schwachen
Trost. Sehr bald entschloß er sich, an dieser Stelle auf
Beistand zu verzichten, und, wie die übrigen süddeutschen
Staaten, in einer Separatverhandlung mit Berlin sein Heil
zu versuchen. Schlimmeres könnte er auch dort nicht erleben:
vielleicht aber Günstigeres, wer möchte es wissen? Immerhin
nahm sich Osterreich, so geringschätzig es auch über die kriege-
rischen Thaten seiner süddeutschen Verbündeten urtheilte, doch
in so weit ihrer Interessen an, daß es ihren Einschluß in den
sofort zu vereinbarenden Waffenstillstand ausbedang. Der
Beginn desselben wurde überhaupt, da es immer noch an
einer Erklärung Italiens fehlte, auf den 2. August festgesetzt
und bis dahin die Einstellung aller Feindseligkeiten in Oster-
reich weiter erstreckt. Die militärischen Bedingungen des