Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

304 Feldzug der Mainarmee. 
Feldwachen mit bayerischen Streifschaaren zusammen: nach 
den Aussagen der Gefangenen war eine starke bayerische 
Streitmacht von Meiningen und Wasungen her im Anrücken 
begriffen; es konnte kein Zweifel sein, daß man den eignen 
Marsch gegen eine Bedrohung der linken Flanke zu sichern hatte. 
In der That war fast die ganze bayerische Armee, sehr 
gegen den Willen ihres Führers, damals an die obere Werra 
verschlagen worden. Anfangs an der Nordgrenze ihres 
Staates von Schweinfurt bis Hof vertheilt, war sie, nach 
dem Einrücken der großen preußischen Heere in Böhmen 
westwärts in Marsch gesetzt worden, um vielleicht in Kur- 
hessen die Hannoveraner aufzunehmen. Indessen erhielt Prinz 
Carl am 23. Juni die Nachricht von dem Zuge derselben 
nach Thüringen, und am 24. amtliche Telegramme von dem 
Meininger Ministerium und von dem bayerischen Bundes- 
tagsgesandten, daß König Georg von preußischen Truppen 
umringt und zur Waffenstreckung gezwungen worden seiy. 
Prinz Carl war der Meinung, die Sieger würden jetzt nicht 
säumen, von Thüringen aus das zunächst gelegene feindliche 
Land, die bayerische Provinz Unterfranken, heimzusuchen, und 
erließ sofort Befehl an alle seine Truppentheile, mit be- 
schleunigten Märschen sich in einer Stellung, nicht weit von 
Kissingen, zwischen Neustadt und Königshofen, zu versammeln. 
Am 26. Juni hatte er eine persönliche Zusammenkunft mit 
dem Befehlshaber des achten Bundescorps, dem Prinzen 
1) Hienach schenkte am 25. das bayerische Hauptquartier den Ver- 
sicherungen des Archivraths Klopp, daß der König ihm am 26. erklärt 
habe, niemals eine Capitulation anzunehmen, keinen Glauben. Auch 
wäre schon damals jeder Entsatzversuch zu spät gekommen, da die 
bayerische Armee für den eiligsten Zug nach Gotha vier bis fünf Tage 
bedurft hätte.
	        
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