Schwenkung der Bayern zum Marsch nach Fulda. 309
machen, zur rechten Zeit jedoch das Gefecht abbrechen und
der Division Beyer bis Geisa folgen. Da das Corps Man-
teuffel ungefähr um einen Tagemarsch zurück war, die vier
bayerischen Divisionen aber binnen weniger Stunden in Ver-
bindung hätten treten können, so wäre eine schwere Bedrängniß
der vereinzelten Division Göben sehr wohl möglich gewesen,
und man wird Falckenstein's Anordnung von einem gewissen
Ülbermuth nicht freisprechen können. Was der Oberfeldherr
hier auf das Spiel setzte, mußte die unübertreffliche Kraft
seiner westfälischen Regimenter, und vor Allem die ebenso
vorsichtige wie kühne Führung Göben's, wieder gut machen.
Dieser geniale Officier war von einer Leidenschaft des Muthes
und des Wagnisses erfüllt, die ihn aus dem Friedensdienste
hinaus in die Abenteuer des großen Carlistenkrieges getrieben
hatte, und die sich während ruhiger Zeiten in tolldreistem
Hazardspiel Luft machte. Sonst schritt er, eine schwere Brille
vor den Augen, nachlässig in Kleidung und Haltung, einher,
so daß er wohl den Eindruck nicht eines Soldaten, sondern
eines zufällig in die Uniform gerathenen Gelehrten machte,
zumal er im Gespräche mit fremden Personen bis zur Ver-
legenheit schweigsam war, während er im vertrauten Kreise
von Geist, Kenntnissen und Welterfahrung überströmte. So-
bald aber eine ernste und gefährliche Aufgabe an ihn heran-
trat, erschien er völlig verwandelt. Hoch und fest empor-
gerichtet, erwog er mit klarem Überblick die Vortheile und
Hindernisse, hielt mit eiserner Ruhe den innern Drang im
Zügel, bis der rechte Augenblick gekommen war, und die Gluth
seiner Seele die Truppen zu unwiderstehlichem Ansturm fort-
riß, um dann wieder im rechten Augerblick- sich und den
Seinen ein unerschütterliches Halt zu gebieten. Damals, am