314 Feldzug der Malnarmee.
wo weit und breit kein Feind zu sehen war. Eben jetzt kamen
wieder neue Alarmnachrichten über preußische Streifzüge im
untern Lahnthal; Prinz Wilhelm von Baden hielt dadurch
seine Flanke, vielleicht seinen Rücken bedroht, und zog sich
deshalb am 5. Juli eilfertig bis dicht vor Frankfurt zurück.
Dort traf dann auch die Kunde von Königgrätz und der
französischen Vermittlung ein; der große Krieg schien ent-
schieden, und jetzt die Hauptaufgabe zu sein, bis zum Friedens-
schlusse die Bundeshauptstadt und die einzelnen Vaterländer
thunlichst vor feindlichen Insulten zu beschützen. Demnach
telegraphirte der bundestägliche Militär-Ausschuß auf Grund
des Artikels 47 der Bundeskriegsverfassung an den Prinzen
Alexander die Weisung, das Erforderliche zur Deckung der
schwer bedrohten Mainlinie einzuleiten, d. h. sein Corps nicht
zur bayerischen Armee nach Kissingen, sondern zur Rettung
des Bundestags nach Frankfurt zu führen. Der Prinz kam
dem Befehle ungesäumt mit voller eigener Zustimmung nach,
indem er dem Armee-Commando meldete, er werde fortan die
Linie Mainz-Hanau decken und es für sehr angemessen halten,
wenn Bayern dann den Schutz der Linie Aschaffenburg-Lohr-
Gemünden übernähme. Prinz Carl war entrüstet, forderte
in einem sofortigen scharfen Erlasse unbedingten Gehorsam,
wiederholte telegraphisch den Befehl zum Marsche nach
Kissingen: es war aber Alles umsonst, das achte Corps
marschirte unaufhaltsam nach Frankfurt. Je selbständiger aber
sich Alexander hiebei gegen seinen Vorgesetzten benommen,
desto kräftiger schritt er gegen die Eigenmächtigkeit seines
Untergebenen ein. Prinz Wilhelm von Baden wurde unter
nachdrücklichem Tadel seines Rückzugs wieder nach Friedberg
vorgeschoben, denn Friedberg gehörte ja zu einem der zu