Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Preußischer Sieg. 319 
sirt; so erhielt am 10. Juli General Hartmann verschiedene 
Befehle, deren keiner zum andern paßte, so daß er endlich 
glaubte, nicht nach Kissingen eilen, sondern südwärts auf der 
Straße nach Schweinfurt Stellung nehmen zu sollen. Die 
Division Stephan aber kam gegen Abend mit neun Bataillonen 
nach Nüdlingen, fand dort freilich Zoller's und Feder's Truppen 
stark durch einander gerathen und gründlich erschöpft, ging 
aber ihrerseits frisches Muthes, den Gegner völlig Überraschend, 
zum Angriff auf den Sinnberg vor, und nahm die feindliche 
Stellung in ihrer ganzen Ausdehnung. Wrangel sandte eilig 
nach Kissingen an Göben die Bitte um Unterstützung, erhielt 
aber die Antwort, mit seinen acht Bataillonen sei er stark 
genug, die Stellung gegen die ganze Welt zu behaupten. 
Mein Gott, rief Wrangel, als er den Bescheid erhielt, die 
Stellung ist ja schon verloren. Indessen faßte er einen Ent- 
schluß verzweifelter Kühnheit: stehen bleiben konnte er nicht, 
zurückgehen durfte er nicht; so gab er das hellschmetternde 
Signal: Alles avanciren, und stürmte die Höhen wieder 
hinan. Dieses Mal war er es, welcher den siegessichern Feind 
überraschte; die Bayern wurden nach Nüdlingen zurück- 
geworfen, und darauf vom Prinzen Carl zum Abmarsch 
nach Poppenhausen befehligt. Der Tag war überall für 
Preußen gewonnen, denn auch bei Hammelburg hatte die 
Division Beyer den nur halb so starken Gegner ohne großen 
Verlust zum Rückzug gezwungen. 
Durch rasche Verfolgung dieser Vortheile hätten große 
Ergebnisse gewonnen werden können, da bei dem Abzug der 
Bayern ihre Heertheile weit auseinander gekommen waren. 
Was bei Hammelburg gefochten, war auf der Straße nach 
Würzburg, die Division Hartmann aber nach Schweinfurt
	        
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