Wendung auf Frankfurt. 321
der militärischen Logik auf die völlige Niederwerfung der
Bayern zu verzichten. Also „Kehrt“ und „vorwärts auf
Frankfurt“: es war Falckenstein's alte Sehnsucht, welche hier
endlich die höchste Genehmigung erhielt. Umgehend ant-
wortete er Moltke, er werde am 17. in Frankfurt einrücken.
Noch mehr aber erquickte die neue Wendung das Herz des
Generals Göben, der, so eben in das Hintertreffen gestellt,
jetzt seine Division wieder an der Spitze des Zuges sah.
Und wenn er nach Gefahren durstete, so that auch dieses
Mal Falckenstein das Seinige, um ihm einen solchen Wunsch
in vollem Maaße zu erfüllen. Er wies ihm die gerade
Straße durch den Spessart, von Lohr auf Aschaffenburg
und Hanau an, ließ ihm Manteuffel in einem Abstand von
zwei Tagemärschen folgen, und befahl Beyer, in völliger
Trennung von den Genossen über Hammelburg und Rieneck
nach Gelnhausen zu marschiren. Dadurch wurde Göben mit
seinen 13000 Mann für zwei Tage den Angriffen des ganzen
achten Bundescorps, also einer fast vierfachen Übermacht, aus-
gesetzt: es war unmöglich, die absolute Verachtung des Geg-
ners deutlicher als durch eine solche, hier ganz unnöthige
Zersplitterung der Kräfte zu bekunden. Indessen, wie die
Dinge einmal lagen, sollte der Erfolg dieser leichtsinnigen
Keckheit Recht geben.
Was die Gegner betraf, so erhielt Prinz Carl erst am
12. Juli sichere Kunde von dem plötzlichen Abmarsch der
Mainarmee, blieb aber einstweilen über Richtung und Ziel
desselben noch im Unklaren. Bei der auf fast über sieben
Meilen reichenden Verzettelung der bayerischen Heertheile war
Lan sofortiges Nachsetzen nicht zu denken, und am 13. lief ein
Telegramm des Ministers von der Pfordten ein, Hoß Unter-
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. V.