Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

348 Erlöschen des preußischen Verfassungsstreits. 
entfesseln. Dies waren deutliche Worte, und der Hinweis 
auf „die angrenzenden Länder“ mochte den Beherrschern 
Polens und Ungarns zu denken geben. Für die Bildung 
einer ungarischen Legion hatte Bismarck sich bisher mit ge- 
ringerem Eifer als Usedom und Moltke interessirt; jetzt aber 
befahl er, so weit wie möglich für ihre Verstärkung zu sorgen. 
Ein entsprechendes Telegramm wurde gleichzeitig an den 
Grafen Goltz nach Paris erlassen. „Die Behauptung, hieß 
es darin, daß Frankreich auf den russischen Antrag einge- 
gangen, ohne sich mit uns in Beziehung zu setzen, über- 
rascht mich. Ew. Excellenz wollen dem Kaiserlichen Cabinet 
keinen Zweifel darüber lassen, daß wir, wenn man uns das 
Zugesagte verkümmern will, den Handschuh aufnehmen, und 
wenn wir nicht befriedigende Zusagen erhalten, zunächst einen 
neuen Vertrag mit Italien zu schließen suchen, der weitere 
Ziele steckt, und auch, wenn Frankreich seine uns gegebenen 
Versprechungen nicht hält, daß wir uns an die Mainlinie 
nicht binden werden.“ Abschrift des an Schweinitz gesandten 
Telegramms wurde beigefügt. 
Glücklicher Weise zeigte sich sehr bald, daß so scharfe 
Mittel zur Abwendung des russischen Eingreifens nicht er- 
forderlich sein würden. Noch am 31. selbst konnte Graf 
Bernstorff nach einem Gespräche mit Lord Stanley aus 
London melden, daß die Erstarkung Preußens zwar in Ruß- 
land mit Abneigung und Mißtrauen, in England aber mit 
lebhafter Befriedigung ausgenommen werde, daß England 
den Congreß nicht wünsche, und sich freuen würde, wenn 
Preußen ihn ablehne; habe doch nach den Besitzänderungen 
von 1859 niemand einen Congreß begehrt; übrigens sei jetzt 
auch eine verneinende Antwort Napoleon's wahrscheinlich, da
	        
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