Preußische Gegenschritte. 3490
er keinen Drang zu einem Congreß haben werde, wo er zum
ersten Male nicht die führende Rolle spielen könnte. Diese
Vermuthung wurde gleich nachher durch die französische Ab-
lehnung des Congresses bestätigt, sehr begreiflich, nachdem
Napoleon einmal die Partie ergriffen hatte, Preußens Ver-
größerung nicht zu hindern, sondern eine entsprechende Er-
werbung für sich zu begehren, der Congreß aber höchstens
für jenes, sicher aber nicht für dieses das brauchbare Mittel
gewesen wäre.
Es war mithin der russische Congreßplan wenige Tage
nach seiner Geburt einer raschen Auflösung verfallen, und
vergebens versuchte ihn eine Woche später Fürst Gortschakoff
in abgeschwächter Gestalt noch einmal in das Leben zurück-
zurufen. Dagegen gönnte Kaiser Alexander gleich der ersten
Depesche Bismarck's vom 29. Juli eine freundliche Aufnahme.
Er sagte zu Schweinitz: der König wünscht, daß ich vor
einer Verständigung mit ihm keinen weitern Schritt thue;
nun wohl, ich verlange nichts Besseres; freilich, schriftlich
geht das schlecht, aber mit wahrem Eifer würde ich jede
Person empfangen, welche das königliche Vertrauen genösse
und mich über die intimen Intentionen des königlichen Cabinets
aufklären könnte.). Es schien hienach, daß mit diesem Be-
gehren einer außerordentlichen Sendung Alexander sich die
Brücke zu einem anständigen Rückzug schlagen wollte; der
Sendbote, würde man später sagen, hätte so überzeugende
Mittheilungen gebracht, daß Rußland unbedenklich den Ver-
zicht auf den Congreß und die Anerkennung der preußischen
Annexionen hätte aussprechen können. Bismarck fiel gleich
5 Schweinitz 1. August. Ebenso Werther nach einer Mittheilung
Oubril's.