Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

356 Erlöschen des preußischen Verfassungsstreits. 
thums in der Beurtheilung des neuen Heerwesens, auf 
Seiten der Krone erneuerte Anerkennung und Feststellung, 
des Budgetrechtes. Vielen Tausenden patriotischer Männer 
war damit die schwerste Last vom Herzen genommen. Nun 
möchte ein fremder Störenfried sich über die Grenze 
wagen! 
Der König schloß seine Rede mit den von ihm eigen- 
händig dem Entwurfe hinzugefügten Worten: 
„Meine Herren, mit Mir fühlen Sie, fühlt das ganze 
Vaterland die große Wichtigkeit des Augenblicks, der Mich 
in die Heimath zurückführt. Möge die Vorsehung ebenso 
gnadenreich die Zukunft Preußens segnen, wie sie sichtlich 
die jüngste Vergangenheit gesegnet hat. Das walte Gott!“ 
Der Sitte gemäß, beantwortete der Präsident des 
Herrenhauses die Thronrede durch ein dreimaliges Lebehoch 
auf den Monarchen, in welches die Versammlung mit einem 
wahren Jubelsturm der Begeisterung einstimmte. Alle Herzen 
waren ergriffen: und wer hätte dem Eindruck der Kraft und 
der Milde, welche auf dem Antlitz des greisen Herrschers 
ausgeprägt waren, sich entziehen können? 
Daß das Haus der Abgeordneten die ihm zum Friedens- 
schlusse dargebotene Hand nicht zurückstoßen würde, zeigte 
sich gleich im Beginne seiner Thätigkeit. Während der 
ganzen Dauer des Verfassungsstreits war Grabow sein 
Präsident gewesen, ein Mann keineswegs von radical demo- 
kratischer Gesinnung, aber leidenschaftlich erregt bei jeder 
Verletzung seines Rechtsgefühls, so daß er mehrmals auch 
vom Präsidentensessel herab seiner Überzeugung von dem 
verfassungswidrigen Treiben der Regierung heftigen Ausdruck 
gegeben hatte. Er sprach jetzt mit edler Selbstverleugnung
	        
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