364 Französische und russische Einwirkung.
entschiedenen Willen, auf jeden Fall ein Stück Rheinland an
sich zu reißen: aber er sagte sich, es wäre doch bei der
Gährung in Frankreich sehr schön, wenn der König mir einen
Gefallen dieser Art erwiese. Alles wohl erwogen, warum sollte
er es nicht thun? wir sind ja doch so gute Freunde. So
kam es, daß nach jenem Gespräche am 11. Juli, wo der
Kaiser jeden Landgewinn wiederholt verbeten hatte, am 13.
Goltz von dem Prinzen Napoleon erfuhr, Napoleon wünsche
allerdings eine Grenzverbesserung, und werde ewig dafür
dankbar sein. Binnen vierundzwanzig Stunden also war der
vorher unterdrückte Wunsch wieder lebendig geworden. Eine
Woche später erfolgte in gleicher Weise ein weiterer Fort-
schritt. Noch am 22. Juli hatte, wie wir wissen, Napoleon
ohne Bedingung und Einschränkung die preußischen Annexionen
gebilligt und empfohlen: und schon am 23. ließ er es zu,
daß Drouyn de Lhuys an Benedetti schrieb, die amtliche An-
erkennung der preußischen Vergrößerung könne nur in Ver-
bindung mit der Frage der französischen Compensationen
verhandelt werden; Benedetti habe sich darüber mit Bismarck
in's Benehmen zu setzen, und werde nähere Weisung dafür
erhalten. So hatte sich, wieder binnen vierundzwanzig
Stunden, der still genährte Wunsch zu der offenen Ankün-
digung eines Begehrens an Preußen entwickelt.
Jetzt war die Frage: wie viel und was soll gefordert
werden? und hier trennten sich die Parteien wieder. Rouher
mahnte, sich zu beschränken, da man keine Mittel habe, große
Begehren durchzusetzen; später könne man Weiteres in An-
griff nehmen, wenn Preußen die Hand nach den Südstaaten
ausstrecken sollte. Also möge man zunächst die Grenzen von
1814 (Landau und Saarlouis) fordern und damit die Folgen