Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

368 Französische und russische Einwirkung. 
Krieg führen. Bismarck gab diese gewichtige Erklärung, wie 
es stets seine Art war, in ruhiger Haltung und höflichem 
Tone, und fügte sogleich die eingehende Begründung hinzu. 
Solche Abtretungen deutsches Gebietes, sagte er, sind für 
uns unmöglich; die Herstellung der Grenze von 1814 würde 
an dem Wunsche der Bevölkerung scheitern, welche der König 
nicht gegen ihren Willen aus Preußen hinausstoßen wird; 
auf Luxemburg legen wir keinen Werth, aber die ganze Sache 
macht uns irre an den Absichten Napoleon's und droht, 
unser Vertrauen auf ihn zu erschüttern. Wir hatten geglaubt, 
Napoleon lege mehr Werth auf die Freundschaft eines in 
Norddeutschland starken und selbständigen Preußen, als auf 
einen solchen Territorialerwerb: zeigte sich diese Voraussetzung 
irrig, so würde jeder Grund wegfallen, unser Begehren auf 
den deutschen Norden zu beschränken, und nicht die deutsche 
Einheit durch Hereinziehung der Südstaaten zu vollenden. 
Trotz alledem blieb Benedetti „fest und entschieden“ auf 
seiner Forderung, und bat schließlich, sie dem Könige vor- 
zulegen, worauf er am Abend des 7. August sich dessen Ant- 
wort abholen werde. Wie sich versteht, klang der Bescheid 
des Königs nicht anders als das Wort des Ministers. Bei 
der Stimmung der Nation könne nicht ein Zoll breit deut- 
sches Landes abgetreten werden. Hieran knüpfte sich eine 
nochmalige Verhandlung zwischen den beiden Staatsmännern, 
die mehrere Stunden dauerte. Endlich faßte Bismarck die 
Sache kurz zusammen. „Warum, sagte er, wollen Sie uns 
solche Sprünge machen? Sie müssen es doch wissen, daß 
für uns die Abtretung deutscher Erde eine Unmöglichkeit ist: 
ließen wir uns zu dergleichen herbei, so hätten wir trotz aller 
Triumphe Bankerott gemacht. Vielleicht könnte man andere
	        
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