Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Bismard weist den Antrag ab. 369 
Wege finden, Sie zu befriedigen: aber wenn Sie auf diesen 
Forderungen bestehen, so gebrauchen wir — darüber täuschen 
Sie sich nicht — alle Mittel: wir rufen nicht bloß die 
deutsche Nation in ihrer Gesammtheit auf, sondern wir machen 
auch sofort Frieden mit Osterreich auf jede Bedingung, über- 
lassen ihm ganz Süddeutschland, lassen uns selbst den Bundes- 
tag wieder gefallen. Aber dann gehen wir auch vereinigt 
mit 800000 Mann über den Rhein, und nehmen Euch den 
Elsaß ab: unsere beiden Armeen sind mobil, die Eurige ist 
es nicht, die Consequenzen denken Sie sich selbst.“ Der Ein- 
druck dieser Worte war um so stärker, je gelassener und 
freundlicher sie gesprochen wurden. Wie, rief Benedetti, 
Ihr meint, Österreich würde Frieden schließen, wenn wir 
gegen Euch austräten? Bismarck sagte: „es ist kein neuer 
Gedanke, den ich eben ausspreche. Unmittelbar vor dem 
Kriege haben wir darüber verhandelt, und heute, versichere 
ich Sie, schließt Osterreich den Frieden. Also, wenn Sie 
nach Paris kommen, so verhüten Sie einen Krieg, welcher 
sehr leicht verhängnißvoll werden könnte.“ „Wie gern thäte 
ich das, entgegnete der Botschafter. Aber mein Gewissen 
zwingt mich, in Paris dem Kaiser zu erklären, daß, wenn 
er die Abtretung nicht erlangt, er mit seiner Dynastie der 
Gefahr einer Revolution ausgesetzt ist.“ Machen Sie, schloß 
Bismarck das Gespräch, den Kaiser darauf aufmerksam, daß 
gerade ein aus dieser Frage entsprungener Krieg unter Um- 
ständen mit revolutionären Schlägen geführt werden könnte, 
daß aber gegenüber einer revolutionären Gefahr die deutschen 
Dynastien sich fester begründet zeigen würden, als jene des 
Kaisers Napoleon 7). 
) Nach Blsmarck'schen Authichmneen und Depeschn jener Tage. 
#. Sydel, Begründung d. beutschen Reiches. V.
	        
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