370 Französische und russische Einwirlung.
Das Unbehagen, welches diese Abweisung dem Bot-
schafter erweckte, wurde am folgenden Morgen durch die
Kunde von Manteuffel's Sendung nach Petersburg noch
erheblich gesteigert; er meinte zu errathen, daß der General
dem Zaren die französischen Forderungen vorzulegen habe,
um jede Annäherung zwischen Frankreich und Rußland un-
möglich zu machen.
Wie sehr befand er sich hier auf falscher Fährte! Nicht
bloß war Manteuffel's Sendung schon vor Benedetti's An-
trägen beschlossen worden, sondern auch nachher wurde dem
General keine Sylbe davon mitgetheilt, aus dem sehr ein-
fachen Grunde, daß es durchaus in Preußens Interesse lag,
nicht als hülfesuchender Bittsteller in Petersburg zu erscheinen.
Jedesfalls sah Benedetti mit besorgten Blicken in die Zukunft,
als er am 10. August in Paris ankam, ungewiß, ob Napoleon
sich bei Preußens Verhalten für Frieden oder Krieg ent-
scheiden würde.
Auch Bismarck war um so mehr auf den Verlauf der
Krisis gespannt, als gleichzeitig mit der französischen eine
Verwicklung auf der italienischen Seite eintrat. König
Victor Emanuel hatte den Abschluß der Nikolsburger Präli-
minarien nicht ohne schweren Kummer erfahren. Sein ganzes
Volk war entrüstet über La Marmora's elende Kriegführung,
über die französische Intervention, über die lange Unthätig-
keit der Armee; jetzt eben nun hatte man endlich nicht
bloß Venetien, sondern auch einen Theil Istriens und
Wälschtirols besetzt, und hätte bei weiterer Fortdauer des
preußischen Krieges auf beliebige Ausdehnung dieser Er-
oberungen hoffen können — da mußte man erleben, daß
Preußen die Friedenspräliminarien gezeichnet und nur Vene-