Blsmard beschwichtigt Itallen. 373
ausreichen zu einer festen Defensive in der Gegend von Prag;
Frankreich gegenüber könnten dann Anfang September zwischen
Main und Neckar mehr als 200000 Norddeutsche und
80000 Süddeutsche versammelt werden. Der Krieg, schloß
er, würde auch hier mehr defensiv zu führen, aber gewiß
nicht zu scheuen sein, während die kleinste freiwillige Land-
abtretung an Frankreich Preußens künftige Führerschaft in
Deutschland unmöglich machte.
Diese Erbrterung entschied Bismarck's Beschluß. Gewiß
keine Landabtretung an Frankreich, aber auf der andern Seite
keine Ermunterung Italiens zum Krieg. Also Moltke denkt
an Defensive in Böhmen, sagte er, und an Defensive am
Rhein; das könnte lange dauern, und uns noch anderweitige
Intervention auf den Hals ziehen; wäre Moltke der Meinung,
erst Osterreich gründlich abzuthun, und dann die Franzosen,
falls sie unterdeß nach Berlin gekommen wären, wieder hinaus
zu werfen, so hätte es mir eher eingeleuchtet; in der defen-
siven Manier aber ist mir das Spiel zu hoch; wir wollen
suchen, Frieden zu machen. Er sandte eine dringende Mah-
nung nach Florenz, über die Demarcationslinie beim Waffen-
stillstand nicht zu hadern; das sei kein Gegenstand, wegen
dessen Preußen den Krieg wieder beginnen könne, so sicher
es auch Venetien den Italienern gewährleiste; das Beste würde
sein, wenn Italien mit oder ohne Stillstand in Prag gemein-
schaftlich mit Preußen den Frieden verhandle. Damit er-
klärte sich denn die italienische Regierung zufrieden, zog ihre
Truppen aus Tirol und Istrien zurück, und brachte am
11. August den Waffenstillstand zum Abschluß. Erledigt war
damit die Sache, wie wir sehen werden, allerdings noch nicht,
die unmittelbare Kriegsgefahr aber beseitigt.