374 Franzöosische und. russische Einwirkung.
Auch in Paris löste sich der Knoten leichter, als Bene-
detti gefürchtet hatte. Napoleon hatte ganz und gar nicht
den Drang, neue kriegerische Lorbeeren zu ernten; so hatte
er nicht gesäumt, sowohl in Florenz als in Wien zum Frieden
zu rathen, und ließ der preußischen Regierung ausdrücklich
danken, daß sie sich mit gleicher Mäßigung benommen. Er
selbst war noch immer leidend, und die Berichte seines Kriegs-
ministers, Randon, der einst am 4. Juli zur Sendung von
80000 Mann an den Rhein bereit gewesen, meldeten jetzt
nach dem Ende des österreichischen Krieges schwere Bedenken
gegen einen Waffengang mit Deutschland an. In großem
Umfang fehlte es der Armee an Pferden, namentlich für die
Bespannung der Artillerie und des Fuhrwesens: in Mexico
standen noch 30000 Mann, welche unaufhörlich Sendungen
von Ersatzmannschaften, Munition und Vorräthen aller Art
in Anspruch nahmen; endlich war die Anfertigung von Hinter-
ladern noch weit zurück; nach alledem mochten vielleicht vier
bis sechs Monate vergehen, ehe man verständiger Weise an
einen großen Krieg denken durfte)). So wirkte Alles für
den Frieden zusammen, die innersten Wünsche des Kaisers
und die Unzulänglichkeit des Heerwesens. Als Goltz am
11. August die oben erwähnten Gründe gegen eine Abtretung
rheinisches Landes dem Kaiser vortrug, erklärte dieser den
ganzen Antrag für ein Mißverständniß, in welches er während
seiner Krankheit durch Drouyn de Lhuys verwickelt worden
sei; gewiß wäre die Annahme des Antrags für Frankreich
erfreulich gewesen; deshalb aber würde doch die Ablehnung
seinen freundlichen Beziehungen zu Preußen keinen Schaden
thun; er beharre bei seiner bisher erklärten Politik, und werde
Berichte des preußischen Militärbevollmächtigten, Obersten von Loe-