Napoleon zieht den Antrag vom 29, Juli zurück. 375
die preußischen Annexionen amtlich anerkennen, sobald sie
vollzogen seien. Noch am selben Tage berichtete Goltz, jede
Kriegsgefahr sei verschwunden. Gleich nachher reichte Drouyn
de Lhuys seine Entlassung ein, um nur noch bis zum Ein-
tritt seines Nachfolgers provisorisch die Geschäfte fortzuführen.
Benedetti aber nahm bei seiner Rückkehr nach Berlin den Auf-
trag mit, der preußischen Regierung anzuzeigen, daß der Vor-
schlag vom 29. Juli in Paris als nicht geschehen betrachtet würde.
Damit schien denn auf dieser Seite der Himmel einst-
weilen aufgeklärt zu sein. Aber allerdings, wenn der Vor-
schlag vom 29. Juli auch ganz und gar aufgegeben war, so“
folgte hieraus nicht die Gewißheit, daß kein anderer von
ähnlicher Sorte erscheinen würde. Dazu kam, daß Man-
teuffel's Unterhandlung in Petersburg trotz aller persönlichen
Huld des russischen Kaisers in den ersten Tagen auch nicht
so glatt verlies, wie man es nach Alexander's Außerungen
gegen Schweinitz erwartet hatte. Der europäische Congreß
war beseitigt, die Beurtheilung aber der preußischen Erfolge
deßhalb in keiner Hinsicht günstiger geworden.
Manteuffel hatte am 7. August die Instruction em-
pfangen, die Macht der öffentlichen Meinung in Preußen
hervorzuheben, welche den gebührenden Lohn für die ge-
brachten Opfer so ungestüm begehre, daß ihr nicht entsprechen,
das vitale Interesse der Monarchie gefährden heiße; zuerst
habe man daran gedacht, von Sachsen, Hannover, Kurhessen
starke Gebietsabtretungen zu verlangen; hier aber habe sich
gezeigt, daß diese seit fünfzig Jahren gebildeten Gemeinwesen
lieber einverleibt als zerrissen werden wollten. Demnach der
Entschluß, Sachsen vollständig bestehen zu lassen, die beiden
andern Staaten vollständig zu annectiren. Darmstadt würde