Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

378 Französische und russische Einwirkung. 
Am folgenden Tage hatte Manteuffel ein langes Ge- 
spräch mit Gortschakoff, der eben von dem Kaiser zurückkam. 
Er erhielt zunächst die Wiederholung des gestern Gehörten. 
Der Kaiser freue sich der preußischen Erhebung; wenn jetzt 
König Wilhelm nicht ganze Dynastien stürze, nicht in Sachsen 
das Ansehen des Souveräns durch Entziehung der Militär- 
hoheit ruinire, den festen Bestand der süddeutschen Staaten 
sichere, so werde er eine große Machtstellung gewinnen und 
jedem neuen Conflict mit Frankreich vorbeugen. Dieses könne 
keine Abtretung zu fordern wagen, wenn der König sich durch 
Schonung der dynastischen Erbrechte mit dem alten Europa 
im Einklang befinde. Interessanter für Manteuffel, der im 
Stillen für des Kaisers Ansichten empfänglich war, wurde 
eine Auslassung Gortschakoff's über die Zukunft. Rußland, 
sagte der Minister, begehre heute weder die Donaufürsten- 
thümer, wo sich die Dinge besser zu gestalten schienen, noch 
Galizien, wo die Frage durch die Präliminarien erledigt sei, 
noch die Aufhebung des Pariser Friedens, dessen beide, Ruß- 
land verletzende Punkte beseitigt werden müßten, aber von 
selbst absterben würden; wenn der Moment komme, sie zu 
begraben, hoffe der Kaiser auf Preußens freundschaftliche 
Unterstützung. Daß zur Zeit geheime Beziehungen zwischen 
Osterreich und Frankreich beständen, durch welche die galizische 
Fragewieder zur Frage werden könnte, glaubte Gortschakoff nicht. 
Als Bismarck am Abend des 10. August eine telegraphische 
Inhaltsangabe dieser Gespräche erhielt, vermochte Gortscha- 
11. August. Vor dem Abgang hat ihn Manteuffel dem Kaiser vor- 
gelegt, und dieser kleine Correcturen gemacht. 
Man sieht, daß weder der Kaiser noch Manteuffel den französischen 
Antrag vom 29. Juli kannten.
	        
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