Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Bismarcłs Haltung bei der Verhandlung. 379 
koff's schöner Wunsch, ihn zum Fixstern befördert zu sehen, 
seinen Arger über den Tadel der preußischen Annexionen nicht 
zu beschwichtigen. Einem befreundeten Rußland wollte er 
gerne freundliche Rücksicht zollen, aber ihm so wenig wie 
den Franzosen ein Einspruchsrecht bei wichtigen Fragen der 
deutschen Entwicklung gestatten. Gleich am Morgen des 11., 
noch ehe er die Friedensdepesche des Grafen Goltz aus Paris 
empfangen, telegraphirte er an Manteuffel: „wir sind mit 
Wüäürttemberg und Darmstadt auf billige Bedingungen, be- 
willigt aus Rücksicht auf Rußland, so gut wie einig. Reicht 
das nicht hin, uns Rußlands Duldung wenigstens bezüglich 
der Annexion Hannovers, Kurhessens, Nassaus zu sichern, 
so schließen wir auch mit Stuttgart und Darmstadt nicht ab. 
Pression des Auslandes wird uns zur Proclamirung der 
Reichsverfassung von 1849 und zu wirklich revolutionären 
Maaßregeln treiben. Soll Revolution sein, so wollen wir 
sie lieber machen, als erleiden. Bedenken können wir nicht 
berücksichtigen. Verlangt Rußland mehr als häfliche Be- 
grüßung, so halten Sie einfach am Programm, welches 
wir nächsten Montag in der Kammer proclamiren werden.“ 
Das Programm war eben der Gesetzentwurf über die An- 
nexionen. 
Diesen kräftigen Zuspruch empfing Manteuffel mit Kum- 
mer, da er, wie gesagt, die legitimistischen Bedenken Kaiser 
Alexander's theilte. Indessen machte er Bismarck's Ansichten 
doch einiger Maaßen bei den Russen geltend, und verhehlte 
nicht, daß unter Umständen dem reizbaren und tollkühnen 
preußischen Minister alles Gefährliche zuzutrauen sei. Kaiser 
Alexander schrieb darauf einen langen Brief an den König, 
enthaltend eine theoretische Abhandlung über die conservativen
	        
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