388 Die Friedensschküsse.
könne. Dann folgten in dem Vertrage die uns aus dem
Württemberger bekannten Bestimmungen über Zollverein und
Eisenbahnwesen. Bei dem Artikel über Anerkennung der
Nikolsburger Präliminarien gab Herr von Freydorf eine noch
weitergehende Erklärung als vor ihm Varnbüler ab, daß in
dem Artikel weder ein Zwang zu der Bildung eines süd-
deutschen Bundes, noch ein Hinderniß gegen die Errichtung
irgend welcher staats-- und völkerrechtlicher Beziehungen
zwischen Baden und Preußen oder dem norddeutschen Bunde
gefunden werden könne. Er bat dabei Bismarck um gefällige
Auskunft, ob Preußen diese Auffassung theile, was der
preußische Minister umgehend bejahte. Endlich sprach Frey-
dorf den Wunsch Badens aus, mit Preußen eine Militär-
Convention zu schließen, durch welche das badische Armee-
corps in einen festen Verband mit dem preußischen Heere
trete, und das fernere Begehren, zur Sicherung seiner Grenzen
eine preußische Garnison für die ehemalige Bundesfestung
Rastadt zu erhalten. Hierauf aber einzugehen, erachtete
Bismarck mit Rücksicht auf die französischen Beziehungen
zur Zeit nicht angezeigt; er schlug dafür Baden dasselbe
Schutz= und Trutzbündniß wie Württemberg vor, was dann
von Freydorf sofort angenommen und unterzeichnet wurde.
Etwas weitläufiger und verwickelter zeigte sich die Unter-
handlung mit Bayern, so wie mit Hessen-Darmstadt.
Bekanntlich lag die darmstädtische Provinz Oberhessen
in der damaligen Machtsphäre des norddeutschen Bundes,
zwischen Main und Lahn, in welchem Gebiete vor dem
Kriege eine Menge kleiner Landsplitter von fünf Staaten
bunt durch einander gewürfelt waren. Preußen dachte, dies
Alles nebst Kurhessen, Nassau und Frankfurt sich anzueignen,