Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Schwierige Verhandlung mit Bayern und Darmstadt. 389 
und dann den hessischen Großherzog mit einem Theile der 
bayerischen Pfalz einiger Maaßen zu entschädigen, wie dieses 
ja auch Napoleon früher mehrmals angerathen hatte. Außer- 
dem erwog man, daß Bayern eive schwere Kriegscontribution 
von 30 Millionen Gulden (51 Millionen Mark) zahlen und 
die nordwärts vom Maine gelegene Hälfte der Provinz Ober- 
franken mit etwas mehr als 2000000 Einwohnern abtreten 
könnte. Dazwischen fuhr aber der französische Antrag auf 
Erwerbung von Rheinpfalz und Rheinhessen, nach welchem 
also der Großherzog nicht bloß keine Entschädigung für 
Oberhessen erhalten, sondern außer dieser noch eine zweite 
Provinz einbüßen, der König von Bayern aber nicht einen 
Theil der Pfalz, sondern den ganzen herrlichen Landstrich 
verlieren würde. Indem Bismarck den Antrag energisch ab- 
wies, wurde er somit der Beschützer der beiden bedrohten 
Staaten; Pfordten und Dalwigk aber hatten von diesem 
Verhältniß so wenig eine Ahnung, daß sie sich heftig sträubten, 
als Bismarck zur Deckung gegen Frankreich die sofortige 
Übergabe der Festung Mainz an eine preußische Besatzung 
forderte. Bismarck legte darauf den beiden Herren die vor- 
her erwähnten Friedensbedingungen vor, und setzte sie damit 
in die heftigste Aufregung. Pfordten klagte, auf eine nicht 
erdrückende Contribution oder auf eine mäßige Landabtretung 
sei er gefaßt gewesen, aber Beides neben einander und in 
solcher Ausdehnung, das sei fnüs Bavariae. Warum denn 
solle Bayern so viel schlechter fahren als Baden und Würt- 
temberg? Ihr seid, antwortete Bismarck mit trockener Auf- 
richtigkeit, die Einzigen, die keinen hohen Protector haben, 
so mögt ihr für die Andern mitbezahlen. Nicht weniger 
sorgenvoll und grimmig bewegte sich Dalwigk. Sein Groß-
	        
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