Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

390 Die Frledensschlüsse. 
herzog, ein langer, corpulenter Herr von engem Gesichts- 
kreise, mäßigem Muthe, aber polternder Redeweise, hatte er- 
klärt: von Landabtretung ist keine Rede, ich rechne auf die 
rothen Hosen. Dalwigk setzte demnach Bismarck auseinander, 
daß Hessen nach hundert Gründen unmöglich auf die nörd- 
liche Provinz verzichten könne, und daß es die Ehre seinem 
Fürsten verbiete, dafür eine Entschädigung auf Kosten seines 
Bundesgenossen anzunehmen. Statt dessen wünsche der Groß- 
herzog mit seinem ganzen Lande, und wenn dies nicht an- 
gehe, wenigstens mit den rechts vom Maine gelegenen Ge- 
bieten, dem norddeutschen Bunde beizutreten. Dadurch, daß 
dies schnurstracks den französischen Intentionen zuwider lief, 
ließ sich Dalwigk nicht abhalten, den Geschäftsträger Le- 
febvre (Graf Benedetti war damals, wir wissen weshalb, in 
Paris), unablässig zu bestürmen, daß Napoleon schärfer als 
bisher zu Gunsten der Mittelstaaten einschreiten möge, da 
für Frankreich nichts gefährlicher als die Unterdrückung dieser 
angenehmen Nachbarn sein würde. Er beschwor ihn bei allen 
Göttern, zu veranlassen, daß Napoleon an das linke Rhein- 
user, also in die Rheinpfalz und Rheinhessen, eine Armce 
senden möge; dann werde die jetzt durch Preußens Siege ver- 
blüffte Bevölkerung sich auf der Stelle wieder ermannen, und 
gegen den preußischen Übermuth mit den französischen Be- 
freiern zusammenwirken. Um den Eindruck zu verstärken, 
log er frisch hinzu, daß Pfordten ganz dieselbe Ansicht von 
der Sachlage hätte !). Wie gerne hätte auf Lefebore's hierüber 
erstatteten Bericht Drouyn de Lhuys eine stattliche Armee zu 
) Lefebdre's Berichte bei Harcourt, les quatre ministères de 
M. Drouyn de Lhuys, p. 310 ff.
	        
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