398 Die Friedensschlüsse.
hatte man selbst angeboten, mußte also für die Annahme
dankbare Mienen zeigen, so wenig froh man darüber im
Herzen war. Denn dort würden also alle Gesetze des Bundes
zur Geltung kommen, und ein Theil der Darmstädter Division
dem preußischen Oberbefehl unterstehen. Die Unabhängigkeit
des kleinen Staates war hienach mit der Lage eines Mannes
zu vergleichen, dem man völlig freistellt, auszugehen, nur
daß sein rechter Arm im Zimmer bleiben müsse. Dahin
hatte es Dalwigk's Ehrgeiz gebracht, bei dem Streite des
alten Bundestags gegen Preußen sich in die Reihe der Vor-
kämpfer zu drängen.
Am 3. September wurde der Friedensvertrag unter-
zeichnet. Eines Schutz= und Trutzbündnisses bedurfte es
hier nicht.
Wir wenden uns jetzt zu der bedeutendsten dieser Unter-
handlungen, zu den Prager Conferenzen der Herren v. Werther
und v. Brenner, welche zu dem definitiven Frieden zwischen
Preußen und Osterreich führen sollten.
Wäre es hiebei nur auf diese beiden Mächte angekommen,
so würde man binnen wenigen Tagen im Reinen gewesen
sein. Denn außer der Bestätigung der Nikolsburger Präli-
minarien, wozu beide Theile gleich bereit waren, handelte es
sich nur um Ausführungsbestimmungen oder untergeordnete
Fragen, über welche überall kein Streit war, um die Aus-
einandersetzung des alten Bundeseigenthums, Amnestie für die
während der letzten Jahre politisch Compromittirten, Modali-
täten der Zahlung der Kriegscontribution, Wiederaufleben
des Handelsvertrags von 1865. Wie gesagt, dies Alles
hätte sich in wenigen Tagen erledigen lassen. Aber es zeigte
sich auch hier, wie sehr der deutsche Krieg zugleich ein euro-