402 Die Friedensschlüsse.
französischen Dazwischenkunft wollten nun die Italiener, bei
ihrem Zorne über ihre Erlebnisse im Juni, nicht reden hören:
lieber würden sie, rief Victor Emanuel, Verona mit Sturm
nehmen, als es aus der Hand eines französischen Commissars
empfangen. Außerdem meldete Visconti-Venosta in Berlin
wieder den Antrag auf Erwerbung von Wälschtirol oder doch
des südlichsten Theiles desselben an, und bat dafür um
preußische Unterstützung, wenn er auch anerkannte, daß
Preußen dazu durch den Bundesvertrag vom 8. April nicht
verpflichtet sei. Aber es werde damit die engste freundschaft-
liche Beziehung zwischen beiden Mächten auf alle Zeit ge-
sichert, was Italien hauptsächlich als Rückhalt gegen die
französischen Anmaaßungen lebhaft wünsche.
Wie war zwischen diesen Gegensätzen eine Ausgleichung
zu finden?
Den ersten Vorschlag dazu machte bereits am 9. August
der französische Minister Drouyn de Lhuys. Nach seiner
eigenen Meinung hätte er wohl am liebsten geradezu den
österreichischen Standpunkt ergriffen. Allein bei Kaiser Napo-
leon war die erste Freude über die Abtretung Venetiens
an Frankreich längst, wie wir wissen, in ihr Gegentheil um-
geschlagen, und das Ansehen des Ministers durch die eben
in Berlin erlittene Niederlage auf Null gesunken. So sann
Drouyn de Lhuys auf eine Vermittlung und schlug dem
Grafen Goltz vor, im Eingange des Artikels die Abtretung
Venetiens nur als geschichtliche Thatsache zu erwähnen, und
dann im Artikel selbst zu erklären, Frankreich und Osterreich
seien einverstanden mit der Einverleibung Venetiens in das
Königreich Italien, vorausgesetzt, daß die Bevölkerung des
Landes in förmlicher Abstimmung sie annehme. Durch eine