Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

404 Die Friedensschlüsse. 
der Bevölkerung entsprechenden Theil der Gesammtschuld des 
Reiches. Bismarck, welcher eine zu starke Belastung Italiens 
für eine Schädigung auch des preußischen Interesses hielt, 
trat der französischen Auffassung bei, und forderte die Auf- 
nahme eines solchen Artikels auch in den Prager Frieden. 
Dazu erklärte sich aber Brenner nicht bevollmächtigt, und 
auf seinen Bericht erwiderte Mensdorff in jener Depesche 
vom 18. August, der preußische Vorschlag sei unannehmbar; 
müsse die Staatsschuld durchaus im Prager Vertrage erwähnt 
werden, so könne dies nur in der Weise geschehen, daß ein 
verhältnißmäßiger Theil der österreichischen Staatsschuld von 
Italien übernommen werde. Die Differenz zwischen den 
beiden Ansichten ergab einen Geldbetrag von beinahe 50 Mil- 
lionen. 
Dies waren schlechte Aussichten für einen raschen Frie- 
densschluß. Hiezu kam eine Nachricht aus Florenz, Osterreich 
habe dort, sein ganzes bisheriges System verlassend, eine 
directe Friedensverhandlung in Paris, ohne Mitwirkung 
Preußens, in hohem Einverständniß mit Napoleon, beantragt. 
Ricasoli hielt das für ein Mittel zur Verschleppung, bis 
Preußen seinen Frieden in Prag gemacht, und Italien dann 
solirt der österreichischen Übermacht gegenüberstände. Der 
Schritt konnte aber ebenso wohl als ein Versuch zur Iso- 
lirung Preußens und zur Vereinigung Osterreichs und Italiens 
unter Napoleon's Schutze gedeutet werden. Man fand sich 
also auf völlig unsicherem Boden. 
In diesem Augenblick, am 20. August, erschien Graf 
Benchetti bei Bismarck, um ihm einen neuen Antrag Frank- 
reichs auf Erwerbung einer Compensation vorzulegen. Wieder 
war es nichts Geringfügiges, was hier der preußischen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.